Risikomanagement beim Energieeinkauf – die drei schlimmsten Risiken

10.06.21 09:30 von Andreas Böckmann

GettyImages-1213956804_1240x840Die Energiekosten in Unternehmen steigen, nicht zuletzt durch die CO2-Bepreisung. Darüber hinaus haben es Energieeinkäufer – aufgrund der Vielzahl von Produkten im Strom- und Gasbereich – schwer, den Überblick zu behalten und das passende Produkt für ihr Unternehmen auszuwählen. Um schwerwiegende wirtschaftliche Nachteile für ihr Unternehmen zu vermeiden, sollten wesentliche Risiken Entscheidungskriterien sein. Wir zeigen Ihnen, wie Sie im Rahmen Ihrer Beschaffungsstrategie die drei wichtigsten Risiken beim Energieeinkauf vermeiden können.

Marktpreisrisiko

Muss ein Unternehmen aufgrund von Energiepreisentwicklungen – seien sie unvorhersehbar oder nicht berücksichtigt – wirtschaftliche Verluste hinnehmen, spricht man von einem Marktpreisrisiko.

Ein besonders hohes Marktpreisrisiko liegt bei der Stichtagsbeschaffung (Fixpreis) vor. Dabei wird die komplette Energiemenge zu einem bestimmten Zeitpunkt gekauft, ohne dass die künftige Preisentwicklung am Energiemarkt berücksichtigt wird. Steigen die Energiepreise im weiteren Verlauf, kann der Einkäufer profitieren, da sein Preis unter dem Marktpreisniveau liegt. Sinken die Preise jedoch, muss der Einkäufer im Vergleich zu Wettbewerbern mit höheren Energiepreisen rechnen.

Ein beeindruckendes Beispiel ist die aktuelle Preissteigerung am Strommarkt aufgrund der CO2-Steuer. In den letzten 12 Monaten hat sich diese verdreifacht.

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Dem Marktpreisrisiko kann durch die Wahl einer geeigneten Beschaffungsstrategie begegnet werden. Um zum richtigen Zeitpunkt reagieren zu können, ist zudem auch eine regelmäßige Beobachtung der Preisentwicklung sinnvoll. Eine solche Marktbeobachtung ist jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden. Daher kommt dieses Vorgehen nur für größere Industrieunternehmen mit eigenen Ressourcen im Energieeinkauf in Frage.

Mengen- oder Volumenrisiko

Kommt es zu Abweichungen zwischen der prognostizierten und beschafften und der tatsächlich verbrauchten Energiemenge, spricht man vom Mengen- oder Volumenrisiko.

Die Folge sind deutliche Kostensteigerungen: Die Differenzmenge muss teuer im Nachhinein beschafft oder innerhalb kurzer Zeit mit entsprechenden Abschlägen veräußert werden.

Es empfiehlt sich daher, Energiedatenmanagementsysteme einzuführen, um den Bedarf genauer und auf einer breiten Datenbasis vorhersagen zu können. Darüber hinaus sollten Einkäufer so früh wie möglich die unterschiedlichen Abnahmestellen in ihre Planung einbeziehen. Aber auch die Nutzung des kurzfristigen Spotmarktes kann bei schwankender Energieabnahme eine Lösung sein.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der Grad der Verbindlichkeit bei der Beschaffung. Um das Mengen- bzw. Volumenrisiko zu minimieren, sind Verträge ohne eine Mehr-/Mindermengenregelung und mit mehr Flexibilität bei den Mengen eine passende Lösung.

Versorgungsrisiko

Kann der Lieferant trotz geltender Vereinbarungen die zu einem definierten Zeitpunkt benötigte Energiemenge nicht bereitstellen, spricht man vom Versorgungsrisiko. Ursache hierfür kann zum Beispiel ein technisches Problem im Netz des Versorgers sein.

Um das Versorgungsrisiko zu minimieren, sollten Back-Up-Systeme aufgebaut und Notfallpläne entwickelt werden. So kann die Installation eines Notstromaggregats sinnvoll sein. Das gilt insbesondere bei der Stromerzeugung in einem eigenen Blockheizkraftwerk (BHKW), da bei einem plötzlichen Ausfall des BHKW die gesamte elektrische Last über das öffentlicheNetz aufgefangen werden muss.

Fazit

Risikomanagement Energieeinkauf: Der Energieeinkäufer wird bei der Suche nach der optimalen Beschaffungsstrategie mit zahlreichen Risiken konfrontiert und muss seine Entscheidungen auf der Basis möglicher Marktszenarien treffen. Die Hauptaufgabe des Risikomanagements besteht in der Bewertung und Minimierung von Risiken beim Energieeinkauf und der Suche nach alternativen Beschaffungswegen. Jede Beschaffungsstrategie hat ihre individuellen Vor- und Nachteile. Letztlich orientiert sich die geeignete Beschaffungsstrategie an den speziellen Bedürfnissen des Unternehmens und an der Entscheidung, auf welche Risiken sich ein Unternehmen einlassen möchte.

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Themen: Power Purchase Agreement

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Andreas Böckmann

Autor: Andreas Böckmann

Andreas Böckmann ist seit vielen Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Bevor der Betriebswirt bei MVV als Regionalleiter anfing, war er unter anderem Gebietsverkaufsleiter beim BFE Institut für Energie und Umwelt und als Key Account Manager bei energy2market sowie bei Köthen Energie im Geschäftskundenvertrieb beschäftigt.

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