E-Mobility im Faktencheck – bereits Realität oder immer noch Vision

06.09.18 16:34 von David Wagenblass

Elektroauto LadevorgangSie sollen den Klimaschutz vorantreiben, die Energiewende ermöglichen und ein innovatives Fahr-Erlebnis bieten: Zukunftsvisionen für Elektro-Autos und damit die E-Mobility gibt es viele. Deutlich seltener dagegen wird über den Ist-Zustand der Elektromobilität in Deutschland gesprochen. Es ist jedoch gerade dann wichtig, über die aktuelle Situation informiert zu sein, wenn ein Auto-Neukauf ansteht. Wie alltagstauglich sind die E-Autos, wie steht es um die Ladeinfrastruktur und welche Fördermaßnahmen sind möglich?

Zwischen Januar und Juni 2018 wurden in Deutschland 2.156.879 neue Fahrzeuge zugelassen – 19.760 davon waren Elektroautos, 19.774 Plug-In-Hybride. Damit liegt der Marktanteil der voll- und teilelektrischen Autos im Jahr 2018 bisher bei knapp unter 2 Prozent.

Wie alltagstauglich sind Elektroautos in Deutschland mittlerweile?

Alleine der deutsche Markt hält 29 segmentübergreifende Elektroautomodelle bereit, zusammen mit ausländischen Herstellern sind es sogar mehr als 60 Modelle. Bei dieser Auswahl ist für jeden Geschmack etwas dabei, sei es privat oder geschäftlich. Der e.Go Life beispielsweise ist mit knapp 16.000 Euro zurzeit das günstigste Elektroauto auf dem deutschen Markt und wurde speziell für die Stadt entwickelt. Aber auch Klassiker wie den VW Golf oder dem Audi Q6 ähnlichen SUV gibt es mittlerweile in der elektrischen Ausführung: denn seit 2018 rollen auch der VW e-Golf und der Audi E-tron quattro über die deutschen Straßen.

Einen Überblick über weitere neue Modelle im Jahr 2018 finden Sie auch im Beitrag „E-Mobility nimmt rasant Fahrt auf!“ in unserem E-Magazin MVV Partner und auf unserer Webseite unter www.mvv.de/elektromobilitaet.

Trotz verschiedener Preisklassen schrecken immer noch viele Interessenten vor den Kosten für die Elektroautos zurück – gerade im Vergleich zu ähnlichen Modellen mit Verbrennungsmotor. Hinzu kommt, dass mit der Reichweite der Autos auch die Preise steigen. Modelle mit großer Reichweite sind daher vielen Verbrauchern zu teuer, günstigere mit geringerer Reichweite werden meist als nicht alltagstauglich betrachtet.

Wie steht es aktuell um die Ladeinfrastruktur?

Je geringer die Reichweite, desto öfter muss das Elektroauto geladen werden. Bevorzugt wird dafür die eigene Steckdose, allerdings sind dafür eine Genehmigung des Stromversorgers sowie eine Ladebox notwendig, die mitunter mit hohen Installationskosten von mehreren tausend Euro verbunden ist. Wer stattdessen auf öffentliche E-Ladestationen zurückgreift, kann in Deutschland sein Auto bisher an rund 5.000 Ladesäulen mit etwa 20.000 Anschlüssen laden. Außerdem stehen 70.000 private und privatwirtschaftliche Ladepunkte zur Verfügung. Gemäß einer Erhebung der europäischen Informationsplattform EAFO ergeben sich so im Durchschnitt zwischen Hamburg und München rund 25 Ladepunkte pro 100.000 Einwohner.

Dichte Ladestationen für E-AutosUnternehmen können sich hier als Vorreiter in Sachen E-Mobility positionieren, in dem Sie eine eigene Ladesäule installieren und damit auch Ihren Kunden einen ganz besonderen Service bieten. Des Weitern erleichtern sie so den eigenen Mitarbeitern den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug und treiben so die Elektromobilität in Deutschland noch stärker voran. Dies sorgt außerdem für ein innovatives und umweltbewusstes Image.

Technische Probleme beim Zusammenpassen von Steckern und Ladesäulen sind selten. Das ist eine Folge des unter dem Namen „Combined Charging System“ (CCS) etablierten einheitlichen Ladesystems in Europa und den USA. Den die Steckvarianten und Ladeverfahren sind genormt. Das CCS basiert auf der Typ-2-Fahrzeugkupplung und verfügt über zwei zusätzliche Gleichstrom-Steckerpole (Combo 2). Das CCS ermöglicht damit sowohl Gleichstrom- als auch Wechselstromladeverfahren. Bindeglied zwischen Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur stellen Informations- und Kommunikationstechnologien dar. Diese steuern das Laden, ermöglichen die Kommunikation mit intelligenten Stromnetzen und vernetzen Fahrzeughersteller, Ladeinfrastruktur- und Energieanbieter auf sogenannten Roaming-Plattformen. Außerdem bieten sie per App oder Karte, unabhängig vom Anbieter, Authentifizierungs- sowie Abrechnungsverfahren für Nutzer an.

Zahlreiche Apps von Fahrzeugherstellern, Ladesäulenbetreibern oder auch privaten Anbietern zeigen Ihnen die nächste Ladesäule im Handumdrehen. Doch nicht nur in diesem Zusammenhang können Apps nützlich sein. Wer beispielsweise noch kein Elektroauto besitzt, kann sich über die App eines Carsharing-Anbieters ein E-Fahrzeug mieten und Probefahren.

Welche Fördermaßnahmen gibt es?

Um die Elektromobilität in Deutschland weiterhin voranzutreiben, hat die Bundesregierung zahlreiche Fördermaßnahmen beschlossen.

So können Sie sich beim Kauf eines elektrischen Neuwagens für maximal 60.000 Euro den Umweltbonus sichern: 4.000 Euro für rein batteriebetriebene Elektroautos, 3.000 Euro für Plug-In-Hybride. Der Bonus gilt rückwirkend für Käufe ab dem 18. Mai 2016. Bislang wurde allerdings gerade einmal ein Fünftel der Prämien abgerufen.

Aber nicht nur Privatpersonen werden unterstützt, auch für Unternehmen gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten. Im Kontext der Elektromobilität fließen zudem auch enorme Gelder in die Forschung und Entwicklung. So sollen Fahrzeuge und Infrastruktur verbessert sowie Projekte unterstützt werden, die die Integration der E-Mobility in den Alltag fördern.

Dazu zählen intermodale Angebote, wie sie gerade im Zusammenhang mit Dieselfahrverboten eingerichtet wurden. Mit einem Ticket oder einer Karte können Anwender E-Carsharing betreiben und E-Bikes sowie den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Vorreiter ist Stuttgart mit der multimodalen Mobilitätskarte, die genau die genannten Angebote kombiniert. Aber auch andere Städte wollen nachziehen – denn auch in weiteren Großstädten sollen Dieselfahrverbote folgen, die eben solche Angebote attraktiv machen würden.

Anzahl Anträge für Kaufprämie

Fazit

Die Elektromobilität in Deutschland entwickelt sich weiter – Luft nach oben besteht jedoch allemal. Sowohl bei den elektrischen Fahrzeugen als auch der Ladeinfrastruktur sind nach wie vor Verbesserungspotenziale auszumachen. Auch Unternehmen können die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland durchaus mit antreiben, indem Sie Ladestationen im Unternehmen installieren und Kunden wie auch Mitarbeitern so einen besonderen Service bieten. Nichtsdestotrotz stellt die E-Mobility eine vielversprechende Innovation dar, die auch die Bundesregierung durch den Umweltbonus weiter aktiv zu etablieren versucht. Und gerade diese Förderung trägt maßgeblich dazu bei, dass die Elektromobilität vielleicht schon bald unsere Gesellschaft revolutionieren kann. 

 

 

 

Themen: E-Mobility

David Wagenblass

Autor: David Wagenblass

David Wagenblass ist seit 2007 in verschiedenen Positionen für MVV tätig. Über 10 Jahre verantwortete er das Kooperationsmanagement im Geschäftskundenvertrieb. Aktuell ist er für die Entwicklung und Vermarktung von Ladeinfrastrukturlösungen für Unternehmen und Wohnimmobilien zuständig.

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