Energieeffizienz in der Chemie-Industrie

26.10.17 10:50 von Andreas Kühl

Energieeffizienz chemische IndustrieWelchen Beitrag können Unternehmen der chemischen Industrie zur Steigerung der Energieeffizienz und damit zu den Klimazielen der EU leisten? Schließlich gilt diese Branche zu Recht als besonders energieintensiv und hat somit ein großes Eigeninteresse an effizienten Prozessen. Und so waren viele Unternehmen bereits sehr aktiv und konnten beachtliche Erfolge erzielen. Doch die Energieeffizienz ist spätestens mit dem Energiemanagement (wieder) zu einem Dauerthema geworden und für Unternehmen noch nicht abgeschlossen. In diesem Gastbeitrag lesen Sie, welche Möglichkeiten es gibt, damit Sie Ihre Energieeffizienz noch weiter verbessern können.

Stand der Energieeffizienz in der chemischen Industrie

Der Energieverbrauch in der chemischen Industrie ist gewaltig hoch und wenn wir nur die energetische Verwertung betrachten, hatte dieser Industriezweig 2015 einen Anteil von 21 % am gesamten Energieverbrauch der deutschen Industrie. Unabhängig von der Politik werden Unternehmen der chemischen Industrie daher selbst aktiv.

Nach Angaben der Zeitschrift Chemietechnik sank der Energieeinsatz europaweit zwischen 1990 und 2011 um 17 %, während in der gleichen Zeit die Produktion um 61 % gestiegen ist. In Deutschland ist die Energieproduktivität der chemischen Industrie in den vergangenen zehn Jahren jährlich um 0,9 % angestiegen. Ohne den Einfluss des Krisenjahrs von 2009 kommt man auf 1,3 %.

In vielen Betrieben sind damit die einfachen und wirtschaftlichsten Maßnahmen, die sogenannten „low-hanging-fruits“, bereits umgesetzt. Potenzial für weitere Effizienz-Steigerungen sind aber nach wie vor zu finden.

Energieeffizienz in der Chemie-Industrie an einem Beispiel

Einige Unternehmen haben sich selbst Ziele gesetzt zur Steigerung der Energieeffizienz in der chemischen Industrie. Eines davon plant die Treibhausgas-Emissionen je Tonne Verkaufsprodukt bis 2020 um 40 % zu reduzieren (Basisjahr 2002). Dazu sollen unter anderem die Rohstoffe aus der Produktion auch für die Strom- und Dampferzeugung eingesetzt werden. Die Prozesswärme wird nicht mehr an die Umwelt abgegeben, sondern den Betrieben als Nutzenergie zur Verfügung gestellt. Nach eigenen Angaben sparte das Chemie-Unternehmen alleine durch diesen Energieverbund 2015 rund 17,6 Millionen MWh ein.

 

 

Möglichkeiten zur weiteren Effizienz-Steigerung in der Chemie-Industrie

Potentiale entdecken mit dem Energiemanagement-System

Nachdem die Chemieindustrie schon viel unternommen hat, um Energie einzusparen, wird es mittlerweile immer schwieriger, neue Effizienz-Potenziale zu finden. Ein Instrument dazu ist das Energiemanagement, das durch die Digitalisierung immer genauer wird. Es sorgt dafür, dass Prozesse zur Energieeffizienz-Steigerung dauerhaft und systematisch in den Betrieb integriert werden. Das ermöglicht, dass im laufenden Prozess des Energiemanagements weitere Einsparpotenziale entdeckt werden können.

Energieeffizienz-Netzwerke in der chemischen Industrie

Weitere Schritte für Energieeffizienz in der Chemieindustrie können über Energieeffizienz-Netzwerke erschlossen werden. In diesen Netzwerken tauschen sich die Beteiligten über die Energieeffizienz aus, teilen ihre Erfahrungen zu rechtlichen Fragen und zu neuen Technologien. Unter dem Motto "Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt" haben sich Ende 2014 zwanzig Unternehmensverbände der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossen, um ihren Teil zur Erreichung der Energieeffizienz-Ziele auf freiwilliger Basis in 500 neuen Energieeffizienznetzwerken bis 2020 zu leisten. Die Chemieindustrie ist mit dem Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) an dieser Initiative Energieeffizienz-Netzwerke beteiligt.

Mittlerweile sind die vier Energieeffizienznetzwerke an Chemie-Standorten der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke beigetreten. Sie profitieren durch den Erfahrungsaustausch, von der in der Regel doppelt so hohen Energieeffizienz, im Vergleich zur Betrachtung einzelner Unternehmen ohne Beteiligung an einem Netzwerk. Eigentlich sind diese Netzwerke in den Chemie-Parks, mit vielen Unternehmen an einem Standort, sinnvoll. Doch es gibt diese Netzwerke erst an drei von rund 50 Chemieparks in Deutschland. Diese sind in Leuna, Gersthofen und an den drei Currenta-Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen, wie die Zeitschrift Chemietechnik berichtet.

Energieeffizienz-Projekt für KMU

Ein Projekt für mehr Energieeffizienz in der Chemie-Industrie auf europäischer Ebene ist Spice³. Es richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen und soll ihnen einfacheren Zugang zu Informationen, Instrumenten und Förderprogrammen bieten. Zusätzlich soll der Wissensaustausch durch den Aufbau von Netzwerken unterstützt werden.

Mehr dazu, wie Sie Ihre Energieeffizienz im Unternehmen steigern können, finden Sie auch in der Rubrik "Energieeffizienz".

Fazit: Energieeffizienz bleibt ein Dauerthema in der Chemie-Industrie

Es hat sich viel bewegt auf dem Gebiet der Energieeffizienz in der chemischen Industrie. Im Vergleich zum Beitrag „Potentiale für Energieeffizienz in der chemischen Industrie" auf meinem Blog energynet.de vor ein paar Jahren wurden viele Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt oder angestoßen. Damit sind jedoch die einfachen Maßnahmen in vielen Unternehmen bereits umgesetzt. Das Ende der Möglichkeiten ist aber noch lange nicht erreicht, nur der Aufwand wird größer.

Die größten Potenziale für Energieeffizienz sind heute durch Vernetzung von Wärme, Kälte und Strom, durch ein digitales Energiemanagement und mit Hilfe der Energieeffizienz-Netzwerke zu finden. Damit können Unternehmen der Chemieindustrie nicht nur Energie und Kosten sparen, sondern auch weiter ihren Beitrag zum notwendigen Klimaschutz leisten.

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Andreas Kühl

Autor: Andreas Kühl

Andreas Kühl, Dipl.-Ing. (FH) für Bauphysik, betreibt mit energynet.de einen der bekanntesten und ältesten Blogs im Energiesektor. Er beschäftigt sich mit Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, neuen Geschäftsmodellen und Finanzierungswegen, sowie mit Innovationen für die Energiewende.

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