Psychische Gefährdung am Arbeitsplatz erkennen und gegensteuern

29.07.21 08:33 von Elena Bose

Psychische_Gefaehrdung_am_ArbeitsplatzDie Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist eine zentrale Grundvoraussetzung für den Erfolg und das Leistungspotenzial eines Unternehmens. Befragungen von Beschäftigten zeigen deutlich, dass das Wohlfühlen und die Gesundheit eine wichtige Rolle für ein positives Erleben des Arbeitsplatzes spielen. Dabei geht es nicht nur um das körperliche, sondern auch um das psychische Wohlbefinden. In diesem Beitrag lesen Sie, wie sich psychische Beeinträchtigungen bemerkbar machen, was diese beeinflusst, welche Folgen drohen und was Sie dagegen tun können.

Wie sich psychische Belastung am Arbeitsplatz bemerkbar macht

Wissen Sie, wo Ihre Belastungsgrenze liegt? Betroffene erkennen häufig nicht, dass sie gerade in die Über- (bzw. Unter-)forderung abgleiten. Je mehr Arbeit auf sie zukommt, desto stärker strengen sie sich an. Das eigene Urteilsvermögen wird ausgeschaltet und der Belastete hört nicht auf innere Signale. Es entsteht eine Form der Erschöpfung, die verschiedene Ebenen betrifft:

Körperliche Erschöpfung

Sie zeigt sich durch starke Müdigkeit und Energielosigkeit am Arbeitsplatz. Aber auch Schlafstörungen und fehlende Energie für Hobbies oder soziale Aktivitäten sind Beispiele für eine körperliche Erschöpfung.

Emotionale Erschöpfung

Den Betroffenen fällt es schwerer, sich in andere hineinzuversetzen und es entsteht der Eindruck von Desinteresse oder Kälte im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten. Die Arbeit wird mechanisch bzw. emotionslos verrichtet.

Mentale Erschöpfung

Beschäftigte mit mentaler Erschöpfung wirken schlechter organisiert. Sie entscheiden entweder zu schnell und kurzsichtig, oder verschieben Entscheidungen. Auch können Führungskräfte die Fähigkeit verlieren, klare Anweisungen zu geben.

Soziale Erschöpfung

Sozial erschöpfte Beschäftigte haben ein ausgeprägtes Rückzugsverhalten. Menschen mit gleichen Interessen und Aufgaben werden als anstrengend empfunden und soziale Aktivitäten wie zum Beispiel ein gemeinsames Mittagessen werden gemieden.

Welche Folgen treten bei psychischer Belastung auf?

Sowohl für die unmittelbar Betroffenen als auch für das Unternehmen selbst sind erhebliche Folgen festzustellen:

Mitarbeiter

Psychische Belastungen bedeuten für Mitarbeiter einen Verlust an Wohlbefinden, Lebensqualität sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen. Ermüdung, Anspannung bzw. Nervosität, aber auch Angstzustände, Unzufriedenheit und kritisches Gesundheitsverhalten (z.B. erhöhter Alkoholkonsum) sind erste Zeichen psychischer Belastung.

Sind Menschen über längere Zeit mit Arbeitsanforderungen konfrontiert, die sie über- oder unterfordern, können Depressionen, erhöhter Blutdruck, anhaltende erhöhte Muskelspannung mit Rücken- oder Nackenproblemen sowie Organschädigungen (Magengeschwür, Herzinfarkt, Schlaganfall) auftreten.

Unternehmen

Beeinträchtigungen der Mitarbeiter durch psychische Gefährdung am Arbeitsplatz bedeuten auch für Unternehmen ernstzunehmende Konsequenzen. Die Arbeitsleistung schwankt bzw. sinkt, die Qualität der Arbeitsverrichtung nimmt ab, Fehlzeiten und Konfliktsituationen nehmen zu. Auch kommt es vermehrt zu Arbeitsunfällen, wenn die Kommunikation der Beteiligten nicht funktioniert oder die Mitarbeiter übermüdet sind.

Wie Führungskräfte Abhilfe schaffen können

Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet Arbeitgeber, Maßnahmen zum Arbeitsschutz zu ermitteln und verlangt eine Gefährdungsbeurteilung. Bei dieser Gefährdungsbeurteilung sind neben physischen Arbeitsbelastungen auch psychische zu berücksichtigen.

Führungskräfte sollten Arbeitsinhalte und Umfeld so gestalten, dass Risiken für die Gesundheit von Beschäftigten durch psychische Belastungen minimiert werden.

Wichtig ist:

  • Mängel in Arbeitsabläufen und der Arbeitsgestaltung erkennen und beheben
  • äußere Störfaktoren, wie beispielsweise einen zu hohen Geräuschpegel, minimieren
  • für eine realistische Aufgabenverteilung sorgen
  • die Mitarbeiter fachlich und sozial bei der Aufgabenerledigung unterstützen
  • die Beschäftigten informieren, sensibilisieren und zum Thema Stress bzw. Stressvermeidung beraten oder Stressbewältigungs-Techniken und Gesundheitskompetenzen vermitteln
  • die Mitsprache und Teilhabe der Beschäftigten am Geschehen zulassen
  • individuelle Stärken der Beschäftigten erkennen und diese fördern

Die Risiken durch die Covid-Belastung mildern

Gerade in Zeiten von Covid-19 und anderen Herausforderungen ist es wichtig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sorgen zu nehmen und Stress zu reduzieren. 

Dies beginnt bei ausreichenden Hygienemaßnahmen und der Möglichkeit, sich im Unternehmen testen zu können. Aber auch das Angebot, Homeoffice bzw. mobiles Arbeiten sowie flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen, unterstützt viele in der Belegschaft.

Gleichzeitig hat Homeoffice den Arbeitsalltag sehr schnell und stark verändert – viele Beschäftigte empfinden die soziale und räumliche Distanzierung als belastend.

Klar ist, dass niemand alleine gelassen werden darf – weder vor Ort noch im Homeoffice:

  • bieten Sie regelmäßig Gespräche mit Vorgesetzten an
  • versuchen Sie, individuelle Lösungen, passend für alle Seiten, zu finden
  • bewerten Sie gemeinsam und kontinuierlich Ihre Maßnahmen
  • sorgen Sie für die passenden digitalen Kommunikationsstrukturen
  • vermitteln Sie Sicherheit und erleichtern Sie die Selbstorganisation 

Fazit

Arbeit hat grundsätzlich eine stabilisierende Wirkung auf die Psyche des Menschen. Die persönliche Befriedigung und das Gefühl, etwas zu leisten sowie der Kontakt mit Kollegen und Vorgesetzten fördern die Gesundheit und das Wohlbefinden. Allerdings müssen hierfür die Rahmenbedingungen stimmen. Hohe Anforderungen und ständige Veränderungen in der Arbeitswelt führen zu einer Zunahme an psychischen Belastungen für die Beschäftigten. Durch Verringerung der Produktivität sowie durch Fehlzeiten entstehen Unternehmen Kosten, die sich durch den richtigen Umgang mit psychischen Belastungsfaktoren vermeiden lassen.

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Elena Bose

Autor: Elena Bose

Nach ihrem Masterstudium der Germanistik und digitalen Medien war Elena Bose bei einem Tochterunternehmen der tesa SE im Bereich Produktdigitalisierung tätig. Dort verantwortete sie die internationale B2B-Marketingkommunikation. Seit 2020 verstärkt sie das Business Development Team der MVV Enamic GmbH als Referentin für Marketingstrategie für Geschäftskunden. Der Fokus ihrer Arbeit liegt unter anderem auf B2B-Branding und dem Ausbau des digitalen Marketings.

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