Intelligente Stromzähler: Pflicht oder Kür für die Energiewende?

14.10.21 09:36 von Güngör Saritas

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Bereits 2016 hat die Bundesregierung das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, beschlossen. Es regelt die Einführung intelligenter Messsysteme für Endverbraucher. Ziel ist es, bis 2032 alle alten Stromzähler gegen digitale Messgeräte auszutauschen und somit die Energiewende digital zu ermöglichen. Im folgenden Beitrag informieren wir darüber, wer zum Einbau dieser Smart Meter verpflichtet ist, welcher Aufwand und welche Kosten damit verbunden sind und auch, welche Vorteile ein intelligentes Messwesen mit sich bringt.

Die Vorteile intelligenter Messsysteme

Intelligente Messsysteme und Smart Meter Systeme bestehen aus digitalen Stromzählern und einer Kommunikationseinheit, dem Smart-Meter-Gateway. Sie bieten eine standardisierte, sichere und transparente Kommunikation in den Energienetzen.

Außerdem

  • übermitteln sie die Zählerstände automatisch an die Stromanbieter
  • geben Letztverbrauchern und dezentralen Erzeugern die optimale Kontrolle über den Stromverbrauch, da sie sowohl Verbrauchsmengen als auch -zeiten erfassen
  • helfen bei dem Management von Energieerzeugung und -verbrauch
  • ermöglichen genau Messwerte ohne Ablesung
  • erlauben ein effizientes Lastmanagement
  • können die Daten und Messwerte der Bereiche Wasser, Gas, Heiz- und Fernwärme bündeln und zur Abrechnung bereitstellen
  • ist die Bündelung von Unterzähler über das Smart Meter Gateway möglich
  • kann bei Bedarf hochauflösende Livedaten bereitgestellt werden

Endverbraucher bzw. Unternehmen erkennen z.B. direkt per App, wann sie welche Strommenge verbraucht haben. So können auch Stromfresser identifiziert und Energieverbräuche gesenkt oder in Nebenzeiten mit günstigeren Tarifen verlagert werden.

Das Ergebnis: Stromerzeugung und Nachfrage bei Letztverbrauchern werden besser aufeinander abgestimmt und realisieren ein Maximum an Einsparpotenzial und die Daten können Transparent für weitere Reports wie z.B. Nachhaltigkeitsreports genutzt werden.

Informieren Sie sich hierzu weiter in unserem nächsten kostenlosen Webinar: Digitalisierung im Messwesen und ihre Chancen am 4. November 2021 um 09:00 Uhr

Neuer Call-to-Action (CTA)

Für Unternehmen: Digitale Messwerte als Basis für Reporting, EU-Taxonomie, Abrechnung und Monitoring

Gerade für Unternehmen ist durch den steigenden Umfang benötigter Energiedaten ein transparentes und für Audits fähiges Messwesen ein großer Vorteil.

Es können Nachweise für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder Finanzdienstleister lückenlos erbracht werden. Außerdem sind Berichte möglich, in denen der unternehmenseigene Beitrag nachhaltigen Wirtschaftens aufgezeigt wird. Denn Klimaschutz ist zum Pflicht-Kriterium im Unternehmens-Reporting und bei der Finanzierung geworden. Auch werden immer mehr Maßnahmen, die nachweislich einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, belohnt.

Erfahren Sie mehr zum digitalen Messwesen am Beispiel digitale Heizkostenabrechnung in diesem Blogartikel: So profitieren Sie von einer digitalen Heizkostenabrechnung

Der Einstieg ins smarte Stromnetz verläuft bis 2032 stufenweise

Stromkunden mit hohem Verbrauch und Betreiber größerer Erzeugungsanlagen übernahmen bisher bei dem Einsatz der intelligenten Messsysteme die Vorreiterrolle, da hier die Einsparpotenziale am größten sind.

So ist bei größeren Stromerzeugern und Stromverbrauchern das digitale Messwesen Pflicht: der Einbau von Smart-Metering-Zählern ist für alle Stromkunden mit einem Jahresverbrauch von mindestens 6.000 Kilowattstunden verpflichtend. Bei ihnen wurde 2020 mit dem flächendeckenden Einbau intelligenter Stromzähler begonnen.

Verbraucher von mindestens 10.000 Kilowattstunden mussten schon 2017 bei der Umstellung auf einen smarten Stromzähler berücksichtigt werden. Genauso Betreiber dezentraler Anlagen: Erzeugungsanlagen mit mindestens sieben Kilowatt installierter Leistung – etwa einer Solaranlage oder einer Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – sollen seit 2017 über ein intelligentes Messsystem verfügen.

Wer rüstet um? Wer trägt die Kosten?

Verantwortlich für die Umrüstung sind die Messstellenbetreiber. Der Endverbraucher muss also nicht selbst aktiv werden. Verweigern kann er die Umrüstung durch den zuständigen Messstellenbetreiber aber nicht.

Seit 2020 haben Messstellenbetreiber die Option, auch Stromkunden mit einem Verbrauch von weniger als 6.000 Kilowattstunden im Jahr mit einem intelligenten Messsystem auszurüsten. Das gilt dann nicht als Pflichteinbau.

Sie haben hierzu Fragen? Wir beraten Sie gerne!

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Die Kosten für den Einbau und Betrieb des intelligenten Messsystems trägt der Letztverbraucher oder Anlagenbetreiber. Dabei gelten für einige Messstellenbetreiber gesetzliche Preisobergrenzen, die nach Jahresverbrauch bzw. erzeugter Energiemenge gestaffelt sind.

Für Umrüstungen durch den grundzuständigen Messstellenbetreiber, die unter den Pflichteinbau fallen, hat der Gesetzgeber folgende jährliche Preisobergrenzen festgelegt:

Wichtig ist: Diese Preisobergrenzen gelten nicht, wenn der Verbraucher selbst einen Messstellenbetreiber mit dem Einbau beauftragt oder der grundzuständige Messstellenbetreiber seine Aufgaben an einen Dritten übertragen hat.

Eine Umstellung durch unsere Lösung im wettbewerblichen Messstellenbetrieb ist komplett ohne Investitionen und beinhaltet neben dem Austausch, Defekttausch, Marktkommunikation auch die Datenübertragung.

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Wer gewährleistet den Datenschutz?

Smart Meter und Smart-Meter-Gateway liefern die für die Steigerung der Energieeffizienz notwendigen Daten.

Wo so viel Datenaustausch ist, besteht aber auch Sorge um den Datenschutz. Schließlich sollen die Messsysteme künftig private Verbrauchsdaten kontinuierlich in das allgemeine Kommunikationsnetz einspeisen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat deshalb vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Schutzprofile und technische Richtlinien für intelligente Messsysteme erarbeiten lassen, die den Datenschutz und die Datensicherheit gewährleisten sollen. Die Dokumente sind auf den Webseiten des BSI veröffentlicht.

Effizient, effizienter: Ein umfassendes intelligentes Stromnetz ist das Ziel

Smart Meter und intelligente Messsysteme sind Teil eines dichten Kommunikationsnetzes, in dem die ermittelten Daten zeitgleich in alle Richtungen fließen.

Ein solch intelligentes Kommunikationsnetz berücksichtigt auch die Daten aus dezentralen Stromquellen wie kleinen KWK-Anlagen oder aus wetterabhängiger Stromproduktion wie in Photovoltaik- und Kleinwind-Anlagen. Ist zum Beispiel die Stromproduktion aus diesen Quellen besonders hoch, kann die Produktion an anderer Stelle gedrosselt werden.

Bei hoher Belastung des Stromnetzes können Endverbraucher eine Netzüberlastung vermeiden, indem sie

  • ihren Stromverbrauch drosseln,
  • intelligente Verbrauchsgeräte verzögert einsetzen oder
  • den zusätzlichen Einsatz von Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern vermeiden.

So kann in Zeiten hoher Stromproduktion und gleichzeitiger Preissenkung an den Strombörsen, diese Preisoptimierung an die Letztverbraucher weitergegeben werden: etwa in Form variabler Tarife.

Dies alles ist bzw. war bei dem System mit den jährlichen Ablese-Intervallen nicht möglich.

Daten-Provider und noch viel mehr: Die Qivalo GmbH

Den begleiteten Einstieg in das digitale Messwesen ermöglicht z. B. die Qivalo GmbH. Sie versorgt neben Gewerbe- und Wohnimmobilien auch branchenunabhängig Unternehmen mit einer systemoffenen, cloud- und funkbasierten Messdienstlösung zur Messung und Abrechnung aller Medienverbräuche unter Einhaltung der messtechnisch- und eichrechtskonformen Anforderungen und der gesetzlichen Vorgaben wie EED, MsbG, GWG und HeizkostenV Analoge Prozesse werden branchenunabhängig und bundesweit digitalisiert.

Fazit

Im Zuge der Energiewende ist das digitale Messwesen Schlüsseltechnologie und ein zentraler Baustein, um die Daten von Erzeugern, Stromnetzauslastung und Energiebedarf bei Endverbrauchern miteinander abgleichen und optimieren zu können. Auf ein digitalisiertes Messsystem umzustellen ist anspruchsvoll – gut, dass es Dienstleister gibt, die Immobilienbesitzer und Unternehmen dabei begleiten und leiten.

Themen: Energiemessung

Güngör Saritas

Autor: Güngör Saritas

Güngör Saritas hat bereits in seinem Studium der Wirtschaftsinformatik und Business Information Systems (M.A.) das hohe Potenzial der Digitalisierung in der Energiewirtschaft für sich entdeckt. Seit fast 20 Jahren schreitet er voran in der Prozessoptimierung und -harmonisierung, um die Digitalisierung der Energiewirtschaft voranzutreiben. Neben einer der ersten Apps für B2B-Kunden, dem MVV Energiecockpit, hat er wegweisend das erste SAP CRM on HANA Projekt erfolgreich eingeführt und viele weitere Digitalisierungsprojekte in der Energiewirtschaft mitgeprägt. Seit 2020 ist Güngör Saritas Geschäftsführer bei der Qivalo GmbH, um Prozesse und Produkte in der Messdienstleistung vollständig zu digitalisieren und weiter aufzubauen.

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