Die Energiepreise sind ein wesentlicher Kostenfaktor für Unternehmen. Aufgrund der volatilen Märkte gestaltet sich die Bestimmung des richtigen Zeitpunkts für den Energieeinkauf oftmals schwierig. Insbesondere für Kunden mit einem hohen Energiebedarf ist die Wahl des richtigen Einkaufszeitpunkts von entscheidender Bedeutung. Durch eine intelligente Einkaufsstrategie können sie Geld sparen – ein falsch gewählter Zeitpunkt kann hingegen erhebliche Mehrkosten verursachen.
Der größte Einflussfaktor auf den Energiepreis ist der Zeitpunkt des Einkaufs. Die Preisbildung für Strom und Erdgas erfolgt wie bei Aktien an einem Börsenmarkt. Somit sind die Energiepreise tagesaktuellen Schwankungen unterworfen. Innerhalb weniger Monate können sich Preisbewegungen von 50 Prozent und mehr ergeben. Das größte Risiko beim Energieeinkauf besteht für Unternehmen also darin, den gesamten Energiebedarf zu einem Stichtagspreis zu beschaffen.
Stichtagsbezogener Einkauf
Wird die Energie zu einem einzigen Zeitpunkt des Jahres, also stichtagsbezogen, beschafft, besteht für den Einkäufer das Risiko, seinen Energieliefervertrag während einer Hochpreisphase abzuschließen. Nicht selten geht es dabei um einen Lieferzeitraum von zwei Jahren. Sinkt das Marktpreisniveau während der Vertragslaufzeit, fehlt dem Unternehmen die Flexibilität, auch von fallenden Preisen zu profitieren. Der Energiepreis ist für die volle Vertragslaufzeit festgeschrieben. Bei energieintensiven Unternehmen wie z.B. der chemischen Industrie kann dies schnell einen direkten Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg haben. Synonym zum stichtagsbezogenen Einkauf werden die Begriffe Festpreis oder Vollversorgung verwendet.
Strukturierte Beschaffung
Neben diesem stichtagsbezogenen Einkauf geht der Trend immer häufiger zu strukturierten Beschaffungsvarianten. Bei einem strukturierten Energieeinkauf wird der jährliche Bedarf eines Unternehmens in Teilmengen zu unterschiedlichen Einkaufszeitpunkten beschafft. Aus den Preisen dieser Beschaffungsteilmengen ergibt sich ein gemittelter Gesamtpreis. Der Vorteil: Der Einkauf von Strom und/oder Gas erfolgt nicht zu einem einzigen, ggf. willkürlich gewählten, Zeitpunkt des Jahres (Bauchentscheidung) sondern nach einer zuvor mit dem Energieversorger vereinbarten Strategie. Das Einkaufs- bzw. Preisrisiko wird auf mehrere Einkaufszeitpunkte verteilt. Der Einkauf des gesamten Strom- oder Gasbedarfs während einer temporär auftretenden Hochpreisphase wird vermieden. Auch kann der Energiepreis nach Abschluss des Energieliefervertrages sinken.
Energieeinkauf als strategische Entscheidung
Der Energieeinkauf ist eine strategische Entscheidung, die jedes Unternehmen individuell treffen muss. Grundsätzlich gilt: Statt sich nur auf die Suche nach dem günstigsten Lieferanten zu konzentrieren, sollten sich Unternehmen für eine intelligente Beschaffungsstrategie entscheiden. Wird nämlich der wesentliche Faktor Einkaufszeitpunkt beim Strom- und Gaseinkauf berücksichtigt, erhöht das die Planungssicherheit. Zudem können Unternehmen gleichzeitig von Marktchancen profitieren.