Energielösungen

Folge-Energieaudit: von der Pflicht zur Kür

Frühjahr 2019
Alle (vier) Jahre wieder: Ab 2019 steht für Unternehmen, die nicht als kleines oder mittleres Unternehmen eingestuft werden (KMU), ein verpflichtendes Folge-Energieaudit ins Haus. Doch die Stimmung ist vielerorts verhalten: Laut einer Studie des IREES-Instituts war annähernd die Hälfte aller Unternehmen mit dem Ablauf des ersten Audits nicht sehr zufrieden. Also lohnt es sich, beim Auditor genau hinzuschauen – und frühzeitig zu starten. Das hilft, kostspielige Nacharbeiten und empfindliche Bußgelder zu vermeiden. Denn das BAFA prüft binnen vier Jahren in jedem fünften Betrieb die Umsetzung.

Thomas Parth„Das BAFA überprüft pro Jahr rund fünf Prozent der umsetzungspflichtigen Unternehmen.“

 
Eine Erfahrung hat Thomas Parth in der ersten Auditwelle immer wieder gemacht: „Ein Vorlauf von einem Jahr erleichtert es Unternehmen spürbar, das Energieaudit durchzuführen“, sagt der Abteilungsleiter Energielösungen vom BFE Institut für Energie und Umwelt: „Denn sie können die Vorarbeiten und die Datensammlung in geschäftlich ruhigere Phasen legen.
 

Christian SchubertFrüher Start trägt zur Qualitätssicherung bei

Seine Empfehlung hat noch einen anderen Hintergrund: Ein längerer Vorlauf sichert die Auditqualität. Das BFE hat rund 350 Firmen beim ersten Audit begleitet. Eine ganze Reihe der vom BFE erstellten Auditberichte wurde vom zuständigen Bundesamt BAFA geprüft – ohne Beanstandungen. Doch bundesweit sieht das Bild anders aus. „Das BAFA hat bei vielen der geprüften Firmen Nachbesserungen und Auditwiederholungen gefordert, und es ist eine ganze Reihe von Verfahren anhängig“, sagt Christian Schubert, bei MVV als Vertriebsingenieur zuständig für den Geschäftskundenvertrieb. 

Roland MathyDas Fallbeispiel: Hundegger AG

Die Hundegger AG aus dem bayerischen Hawangen gehört zu den Unternehmen, die bereits ein Folgeaudit beauftragt haben. „Als Weltmarktführer in der Herstellung von Holzabbundmaschinen sind wir oft sehr ausgelastet“, sagt Roland Mathy, Bereichsleiter Beschaffung: „Darum müssen wir das Folgeaudit frühzeitig einplanen, um in ruhigeren Phasen aus den beteiligten Bereichen alle Daten zu sammeln und zusammenzustellen.“ Und das erste Audit? „Das haben wir fristgerecht beendet und es gab keine Beanstandungen“, sagt Mathy. Darum war für ihn schnell klar, dass das BFE auch das Folgeaudit durchführen soll. „Die empfohlenen Maßnahmen, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die ganze Art und Weise der Durchführung: Es hat einfach alles gepasst“, so Mathy.
 
Eine solche dauerhafte Zusammenarbeit ist durchaus nicht selbstverständlich, denn die Unternehmen können den begleitenden Energieauditor frei wählen. Wer mit dem Verlauf des letzten Audits unzufrieden war oder wessen Bericht vom BAFA beanstandet wurde, der kann also auf einen neuen Partner zurückgreifen.

„Für die Unternehmen hat ein vorgezogenes Audit keine Nachteile: Der Nachweis über die Durchführung eines Energieaudits wird erst mit der Abschlussbesprechung ausgestellt – kurz vor Fristablauf“, so Parth.

 
Doch warum müssen die Energieaudits überhaupt wiederholt werden? „Diese Frage stellen natürlich viele unserer Kunden“, sagt Thomas Parth. „Der Gesetzgeber zielt darauf, dass Unternehmen sehen, wo sie in puncto Energieeffizienz stehen. Durch die Wiederholung sollen auch die erreichten Einsparerfolge sichtbar und neue Ansatzpunkte aufgedeckt werden.“ Mit dem Energieberater werden Stärken und Schwächen besprochen, mögliche Verbesserungspotenziale werden im Energieauditbericht festgehalten. Dazu gehört auch, Daten und Zahlen regelmäßig zu aktualisieren.

Was ändert sich im Vergleich zum ersten Energieaudit?

An den gesetzlichen Anforderungen ändert sich nichts, es gilt das BAFA-Merkblatt vom Oktober 2016. Ebenfalls unverändert sind die Kriterien, die festlegen, wer zum Kreis der auditpflichtigen Firmen gehört. Eine Sonderregelung gilt für verbundene Unternehmen und Betriebe, die mehrheitlich im Besitz einer Kommune sind: Sie können die Wiederholungsaudits im Gruppenverbund durchführen und dabei einzelne Unternehmen mit geringem Energieverbrauch benennen, die dann nicht an den Audits teilnehmen müssen. Befreit von der Auditpflicht ist auch die wachsende Zahl der Unternehmen, die ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 eingeführt haben.

Trotz Auditpflicht kaum umgesetzte Effizienzmaßnahmen

Die Erfahrungen aus der ersten Welle des Energieaudits zeigen: Die auditierten Unternehmen haben die empfohlenen Energiesparmaßnahmen tatsächlich kaum umgesetzt. Denn das war und ist keine Pflicht – dementsprechend groß ist auch weiterhin das Potenzial für spürbare Effizienzsteigerungen.
 
„Unser Ziel ist es, die auditierten Unternehmen darüber hinaus zu begleiten. So lassen sich bei den Energiekosten spürbare Einsparungen erreichen, indem wir Verbräuche senken und die Energieeffizienz steigern. Dies geht beispielsweise durch eine Umrüstung auf LED. Doch wir empfehlen auch technisch noch anspruchsvollere Lösungen, die viel Know-how erfordern, etwa die Einführung eines automatisierten Lastspitzenmanagements oder der Einsatz eines BHKW“, sagt Parth.
 

„Wir digitalisieren das Energieaudit“

 
Darum hat sein Team für die Kunden ein zeitgemäßes Online-Portal parat. „Wir digitalisieren das Energieaudit“, verspricht sein Kollege Schubert von MVV und ergänzt: „Mit dem Online-Portal bieten wir dem Kunden einen schnellen Zugriff auf seine Einsparpotenziale mit allen notwendigen wirtschaftlichen Zahlen, Daten und Fakten. Hier werden die Ergebnisse des Energieaudits transparent aufbereitet.“ Kurzum: „Energieaudit und Maßnahmenmanagement auf Knopfdruck!“ – mit einem direkten Draht zu den Energieexperten bei MVV und BFE.

Top-AuditiererÜber das BFE Institut für Energie und Umwelt

Mit rund 350 durchgeführten Energieaudits zählt das BFE Institut zu den Top-Auditierern in Deutschland. 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der BAFA als Energieauditoren gelistet.
 
Das Unternehmen ist seit fast 40 Jahren im Bereich der Analyse, der Optimierung und des Controllings des Energiehaushaltes tätig. Das 70-köpfige Team arbeitet von der Zentrale in Mühlhausen bei Heidelberg und den beiden Standorten Hamburg und Berlin aus. Das hauseigene Rechenzentrum und die zentrale Datenbank liefern den Spezialisten jeweils aktuelle Informationen über den europäischen Energiemarkt.
 
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