Klimaschutz mit erneuerbaren Energien
Der Klimaschutzplan der Bundesregierung sieht vor, dass die Energieerzeugung bis 2050 CO2-neutral erfolgen soll. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei eine wesentliche Säule. Ihr Anteil am Primärenergieverbrauch lag 2019 bei knapp 15 Prozent, gut die Hälfte davon entfiel auf Bioenergie aus Holz- und Energiepflanzenanbau oder auf Reststoffe wie Stroh, Biomüll und Gülle.
BEHG macht biogene Brennstoffe wettbewerbsfähiger
Um ihre Klimaschutzziele zu erreichen, hat die Bundesregierung ab 2021 eine massive CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe eingeführt.
Für Unternehmen bedeutet das: Durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) wird vor allem die Wärmeerzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas, Flüssiggas oder Heizöl teurer. Optionen für die Erzeugung von CO2-neutraler Wärme gewinnen daher auch für Betriebe zunehmend an Bedeutung. Denn werden beispielsweise Hackschnitzel oder Pellets statt Erdgas oder Erdöl in der Wärmeversorgung eingesetzt, sinken die Treibhausgasemissionen um ein Vielfaches.
Biomasse als Brennstoff: nachhaltig und erneuerbar
Als biogene Festbrennstoffe werden hauptsächlich Reststoffe verwendet – also Biomasse, die zu anderen Zwecken als für die Verbrennung kaum geeignet ist. Hierzu zählen beispielsweise Wald- und Industrierestholz, Altholz, Garten- und Parkabfälle und Stroh.
Mehr dazu: Dekarbonisierung: Wie Unternehmen Prozesswärme aus Holzenergie nutzen können
Vorzüge biogener Festbrennstoffe
- Biomasse lässt sich in zentralen und dezentralen Anlagen thermisch verwerten und kann erneuerbare Energie bei relativ hohen Temperaturen bereitstellen. Sie eignet sich u.a. für Prozessdampf / Prozesswärme in der Industrie, für Heißwasser in Industrie oder in Krankenhäusern und zur Warmwasserbereitung im Nahwärmenetz von Kommunen und Quartieren.
- Biomasse ist bei nachhaltiger Bewirtschaftung und regionaler Nutzung weitgehend CO2-neutral. So gibt der am meisten eingesetzte Brennstoff Holz bei der Verbrennung nur diejenige Menge CO2 an die Umwelt ab, die ihr in den Wachstumsjahren des Holzes entnommen wurde.
- Biomasse ist ein nachwachsender Rohstoff, der bei nachhaltiger Bewirtschaftung beständig bereitsteht. Biomasse ist in Deutschland regional verfügbar, die Transportwege sind also in der Regel kürzer als bei Heizöl oder Erdgas. Der Bezug und die Verwendung von zertifizierten biogenen Brennstoffen stellt somit keine Beeinträchtigung der UN-Nachhaltigkeits- und Entwicklungsziele (UN SDG) dar. Zugleich unterstützt Bioenergie die Ziele einer preiswerten und sauberen Energieversorgung sowie nachhaltiger Städte.
- Biomasse ist rund um die Uhr verfügbar und flexibel einsetzbar.
Wie wird die Wärme- und Stromerzeugung aus Biomasse gefördert?
Wer seine Energieerzeugung auf ein Biomasse-Heiz(kraft)werk umstellt, kann von hohen staatlichen Zuschüssen von bis zu 55 Prozent der Mehrkosten profitieren (BAFA). Alternativ gibt es zinsgünstige Darlehen über die gesamte Investitionssumme von der KfW. Auch hier bekommen Unternehmen einen Tilgungszuschuss von bis zu 55 Prozent der Mehrkosten.
Was wird gefördert?
- Biomasse-(KWK)-Projekte mit Brennstofflager, Fördersystemen, Peripherie und Einhausung
- Machbarkeitsstudie, Planung, Baumaßnahmen, Umsetzung etc.
Welche Brennstoffe werden gefördert?
- Holzhackschnitzel, Pellets, Landschaftspflegeholz LPM
- Rinde, Späne, Schleifstaub
- Altholz
- Siebüberläufe und biogene Produktionsreste
Zu wem passt eine Wärme-/Stromversorgung auf biogener Basis?
Bei der Investition in ein Biomasse-Heiz(kraft)werk sollten Unternehmen, Einrichtungen oder Kommunen folgende Parameter prüfen:
- Wärmebedarf (Auslastung)
Hat Ihr Betrieb oder Ihre Einrichtung einen kontinuierlich hohen Wärmebedarf?
Biogen befeuerte Anlagen können eher eine Grundlastwärme bereitstellen. Es ist stets sinnvoll ganzheitliche und technologieoffene Betrachtungen vorzunehmen. - Stoffstrommanagement (Optimierung der Kosten)
Haben Sie einen spezialisierten Einkauf? So lassen sich beispielsweise Zwischenlagerkosten einsparen, wenn Holz direkt vom Wald in das Heizwerk geliefert werden kann. Einfluss auf die Kosten hat zudem, in welcher Qualität das Holz angeliefert (z.B. trocken) und wie die Asche entsorgt wird. - Platzbedarf
Ist genügend Platz für ein Lager vorhanden? Falls nicht, muss der Lagerbestand im Laufe des Jahres entsprechend oft nachgefüllt werden. Das erhöht die Lieferkosten. - Brennstoffpreis
Was kostet zum Beispiel 1 MWh aus Holz? Individuell zu prüfen ist, ob der Brennstoffpreis auf lange Sicht günstiger ist als Erdgas.
Dampf aus fester Biomasse: von der CO2-Abgabe befreit
Biomasse kann einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung in der Dampfversorgung leisten, denn Biomasse lässt sich zu Heizwärme und Prozessdampf umwandeln. So lassen sich in der Industrie dampfintensive Prozesse wie Trockenen, Sterilisieren, Reinigen, Blanchieren, Waschen etc. auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen realisieren.
In Ergänzung zum Ausbau der regenerativen Energien hat jedes Unternehmen die Chance, durch die Verbesserung der Energieeffizienz den Verbrauch von fossilen Brennstoffen deutlich zu senken und so neben dem CO2-Ausstoß auch Kosten zu senken.
Dekarbonisierung hat bereits heute und in naher Zukunft immer weitere Facetten: Wärmepumpen ergänzen die Wärmebereitstellung, Photovoltaik- und Windstrom sind auf dem Vormarsch, aus grünem Strom wird Wasserstoff oder grünes Methan hergestellt, durch intelligente Kopplung der Sektoren und Weiterentwicklung von Speichertechnologien werden Erdgas, Öl und Kohle immer weiter zurückgedrängt. Beschleunigt wird der Ausstieg aus den „Fossilen“ durch die richtigen Preissignale, Skalierungseffekte und zu guter Letzt den entschlossenen Willen von Bürgern und Politik.
Fazit
Durch den Einsatz von festen Biobrennstoffen können Unternehmen und Einrichtungen einen positiven Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung leisten. Die Entwicklung der CO2-Preise und vielfältige staatliche Fördergelder machen Biomasse-Heiz(kraft)werke zunehmend wettbewerbsfähig. Ob sich die Investition lohnt, kommt auf den Einzelfall an. Das ist unter anderem abhängig von einer effizienten Gesamtenergienutzung, einem kontinuierlich hohen Wärmebedarf und der Integration des Bioenergiesystems in die bestehende Versorgungsstruktur. Holen Sie sich deshalb am besten einen Planer mit dem nötigen Know-how an Bord. Im Zusammenhang der dargestellten Facetten ist auch die Umsetzung im Contracting möglich. Interessiert? Sprechen Sie uns gerne an.
Autor: Jan Mehlberg
Regionalleiter, Vertrieb Business-Kunden, MVV Enamic GmbH
Jan Mehlberg absolvierte ein Maschinenbaustudium mit der Fachrichtung Energietechnik an der TU Dresden. Bei der DNVGL betreute er als Engineer Versorgungsprojekte bei Stadtwerken und in der Industrie von der ersten Konzeptidee bis zur Bauleitung. Ab 2015 war er als Gruppenleiter Projektentwicklung für industrielle Medienversorgung aktiv. Seit Mai 2019 verantwortet er den Businesskunden-Vertrieb im Bereich Nord- und Ostdeutschland bei MVV Enamic.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)