Green IT: 10 Tipps, um die Energiekosten im Unternehmen zu senken

Wer sich zum Ziel setzt, im Unternehmen Energie und damit Kosten zu sparen, denkt häufig zuerst an Maßnahmen zur Gebäudesanierung oder die Optimierung der Beleuchtung. Dass auch die unternehmenseigene IT zu den großen Energiefressern gehören könnte, überrascht viele. Die folgenden zehn Tipps zeigen, welche Maßnahmen die Energiekosten spürbar senken und wie sie sich im Unternehmen umsetzen lassen.

Portrait David Wagenblass von David Wagenblass
3 Min.
05. April 2018
Green IT: 10 Tipps, um die Energiekosten im Unternehmen zu senken
7:36

Energieeffizienz in der IT

Green IT ist mehr als nur ein nettes Label, um dem Unternehmen ein umweltfreundliches Image zu verschaffen. Es geht darum, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) während des gesamten Lebenszyklus so umwelt- und ressourcenschonend wie möglich einzusetzen. Ein weiterer Ansatz ist, in bestimmten Prozessen Energie durch den gezielten Einsatz von IKT-Lösungen zu sparen („Green through IT“).

Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) ermittelte für die IT-Infrastruktur in kleinen und mittleren Unternehmen Energieeinsparmöglichkeiten von bis zu 75 % – und damit eines der höchsten Potenziale zur Senkung der Energiekosten überhaupt. Doch häufig werden diese Einsparmöglichkeiten nicht erkannt.

Typische – und oft nicht erkannte – Herausforderungen bei der IT-Infrastruktur sind überdimensionierte Kapazitäten und der „Wildwuchs“, der sich häufig bei der IT-Ausstattung im Büro breitmacht. Denn die IT wird gerade in kleineren Unternehmen häufig nicht aus einem Guss konzipiert und installiert, sondern aufgrund situativer Anforderungen immer wieder angepasst und erweitert. Eine stimmige und energieeffiziente IT-Struktur bleibt da gerne auf der Strecke.

Green-IT-Strategie: Maßnahmen für mehr Energieeffizienz

Eine umfassende Green-IT-Strategie setzt an mehreren Geräten und Prozessen an und bringt die Maßnahmen in einem Gesamtkonzept für eine ressourcenschonende IT zusammen. Ziel ist eine aufeinander abgestimmte IT-Struktur, bei der keine einzelnen Energiefresser die Energiebilanz verhageln und die Kosten nach oben treiben. Die folgenden zehn Maßnahmen helfen Ihnen dabei.

1. IT-Ausstattung dem Bedarf anpassen

Am Anfang stehen die Ist-Analyse des eigenen Gerätebestands und des tatsächlichen Bedarfs im Unternehmen. Schon durch die Ausrichtung der Leistungsfähigkeit von PCs, Druckern und Servern an die tatsächlichen Anforderungen lassen sich die Energiekosten senken. Denn nicht alles, was technisch möglich ist, benötigt die Firma oder jeder einzelne Arbeitsplatz auch. Für die klassischen Office-Anwendungen reichen etwa die Kapazitäten kompakter Mini-PCs völlig aus. Noch mehr Rechenleistung und Energie sparen Thin Clients. Diese stellen nur noch eine Benutzerschnittstelle dar. Die Bereitstellung der Software und die Datenverarbeitung erfolgen zentral auf einem externen Server. Gegenüber klassischen Desktop-PCs spart der Einsatz von Thin Clients bis zu 50 % Energie.

2. Gerätelandschaft zentralisieren

Bei den Peripheriegeräten bietet es sich an, die Gerätelandschaft zu zentralisieren. Denn nicht jeder Mitarbeiter braucht eine eigene Komplettausstattung. Multifunktionsgeräte, die etwa die Funktionen von Drucker und Scanner vereinen, sind effizienter als der Betrieb von Einzelgeräten.

3. Geräte abschalten

Viele Geräte lassen sich am Abend oder Wochenende ganz abschalten. Wer darauf achtet, verschwendet in dieser Zeit keine Energie mehr. Schaltbare Steckdosenleisten und Zeitschaltuhren helfen, nicht benötigte Geräte vom Stromnetz zu trennen. Auch die richtige Konfiguration des PCs und die Aktivierung der Energiesparfunktion sorgen dafür, dass einzelne Systemkomponenten nur dann laufen, wenn sie benötigt werden.

4. Energieeffizienz beim Einkauf berücksichtigen

Energieeffizienz beginnt bei der Beschaffung. Wer bereits beim Einkauf aller Komponenten auf deren Energieeffizienz achtet, schont das Budget vorausschauend für die nächsten Anwendungsjahre. Öko-Siegel wie „Energy Star“, „Blauer Engel“ oder „Ecolabel“ helfen bei der Orientierung.

5. Serverraum kühlen

Immer noch gehen häufig 50 % der Energie in einem Serverraum auf das Konto von Kühlung und Beleuchtung. Den Stromverbrauch reduzieren Serverräume ohne direkte Sonneneinstrahlung, Fenster mit Reflexionsfolien, optimierte Serverraum-Dämmungen und eine optimale Lenkung der Luftströme.

6. IT-Prozesse automatisieren

Laufen regelmäßige Prozesse wie Backups automatisiert ab, lassen sie sich auf Zeiten mit freien Kapazitäten im System legen. Das trägt dazu bei, die Systemressourcen optimal zu nutzen. Das sollte aber nicht verhindern, dass Komponenten abends oder nachts ganz abgeschaltet werden, wo das möglich wäre. Sinnvoller ist dann, die Prozesse zu Zeiten mit geringerer Beanspruchung des Systems im Hintergrund laufen zu lassen.

7. Datenmanagement optimieren

Jedem Mitarbeiter seine eigenen Listen? Identische oder ähnliche Dokumente, die an verschiedenen Speicherorten abgelegt werden, erfordern Speicherkapazität, reduzieren die Rechenleistung und verbrauchen unnötig mehr Energie. Vor allem in größeren Unternehmen sorgt ein optimiertes und zentrales Daten- und Dateimanagement für eine höhere Energieeffizienz.

8. Open Source Software verwenden

Open Source Software reduziert nicht nur Anschaffungskosten, sondern arbeitet häufig auch flexibler und effizienter. Das senkt die Anforderungen an die eingesetzte Hardware und spart so Ressourcen und Energie.

9. Green through IT

Von „Green through IT“ ist die Rede, wenn nicht nur bei der IT-Infrastruktur der Energieverbrauch reduziert wird, sondern sich auch durch den Einsatz von IT-Ressourcen Energiekosten senken lassen. Beispiele sind Videokonferenzen statt aufwendiger Geschäftsreisen oder eine automatisierte Logistik mit optimierten Transportwegen und kürzeren Lagerzeiten. Auch hier sind Unternehmen erfolgreich, die ihre Prozesse systematisch modernisieren und automatisieren, statt auf symbolische Einzelmaßnahmen zu setzen.

10. Mitarbeiter sensibilisieren

Eine Green-IT-Strategie lässt sich nur mit den Mitarbeitern durchsetzen – nicht gegen sie. Verantwortliche und Vorgesetzte müssen das Thema Nachhaltigkeit dafür überzeugend vorleben. Ist es erst einmal in alle Prozesse integriert, stellt es keinen Mehraufwand mehr dar, sondern wird zur Selbstverständlichkeit. Dann fällt selbst der Verzicht auf den energieverschwendenden animierten Bildschirmschoner leicht. Und wer in der Mittagspause für eine Stunde abschaltet, gönnt diese Pause ganz selbstverständlich auch seinem Rechner.

Fazit

Green IT ist eine häufig unterschätzte Möglichkeit, die Energiekosten im Unternehmen deutlich zu senken. Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) geht in diesem Bereich von einem Energieeinsparpotenzial von bis zu 75 % aus. Die möglichen Maßnahmen reichen von einer Anpassung der IT-Ausstattung an den tatsächlichen Bedarf über den richtigen Einsatz automatisierter Prozesse und von Open Source Software bis zu den Möglichkeiten einer „Green through IT“-Strategie. Ob das im Unternehmen aus einem ausgeprägten ökologischen Bewusstsein geschieht oder um Kosten zu senken, ist dabei nebensächlich. Am Ende wird die Erkenntnis stehen, dass sich eine nachhaltig eingesetzte IT rechnet – für die Umwelt und den eigenen Betrieb. Vom Imagegewinn für das Unternehmen ganz zu schweigen.

Topics: Energiemanagement