Wärmepumpen, die sind doch nur etwas für Eigenheime und da auch nur für top gedämmte Häuser – diese Ansicht hat sich im Markt etabliert. Aber zu Unrecht. Denn in den vergangenen Jahren hat sich hier technologisch viel bewegt. Und mit dem richtigen Konzept können Wärmepumpen heute auch im Wohnungsbau und der Immobiliensanierung genau die richtige Lösung sein. Denn man hat heute die Wahl zwischen Luft-, Erd- und Wasserwärmepumpen sowie zwischen Hybrid- und Mischsystemen. Auch die Dekarbonisierung gewinnt hier: Denn Wärmepumpen lassen sich einfach mit Grünstrom betreiben. Das verkleinert den CO2-Fußabdruck enorm.
Wärmepumpen im Wohnungsbau: richtig geplant effizient und sparsam
Wie effizient ist eine Wärmepumpe? Das ist wohl die wichtigste Frage, die man sich beim Planen einer Anlage stellen sollte. Und dabei kommt es auf zwei Werte besonders an: auf den Coefficient of Performance (COP) und die Jahresarbeitszeit (JAZ).
- Der COP ist ein Messwert der Hersteller. Er wird (unter Idealbedingungen) ermittelt und sagt aus, wie viele Einheiten Wärme die jeweilige Wärmepumpe aus einer Einheit Strom erzeugt. Der COP ist üblicherweise im Datenblatt des Herstellers zu finden.
- Der aussagekräftigere Wert ist allerdings die Jahresarbeitszeit (JAZ). Denn sie wird über den Zeitraum eines ganzen Jahres ermittelt. Und sie setzt den eingesetzten Strom ins Verhältnis zur erzeugten Wärme. Ideal sind hier Werte von 3 bis 4,5. Denn dann gibt eine Wärmepumpe effektiv 3- bis 4,5-mal mehr Energie ab, als man elektrische Energie „hineinsteckt“.
Immobilien energetisch aufwerten: Wärmepumpen in Bestandsgebäuden und im Neubau
Wichtig: Wer eine hohe JAZ erreichen (und seine Wärmepumpe effizient betreiben) möchte, sollte auf eine geringe Temperaturdifferenz zwischen der Ausgangswärmequelle und der Systemtemperatur der Heizung achten. Das lässt sich zum Beispiel erreichen, indem man die Vorlauftemperatur der Heizung gering hält. Das geht in energiesparend gebauten oder sanierten Wohngebäuden. Ebenso benötigen Flächenheizungen (Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung) eine geringe Systemtemperatur.
Darüber hinaus sollte bei der technisch-wirtschaftlichen Prüfung einer Wärmepumpe auch die Installation einer Photovoltaikanlage geprüft werden. Dabei wird eine deutlich höhere CO2-Einsparung erreicht und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter verringert.
Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich erfahrene Planer zu Hilfe holt. Denn sie können die Bedingungen vor Ort prüfen und die passende Lösung finden.
Interessant: Bei der Vermietung und dem Verkauf von Immobilien machen sich Wärmepumpen positiv bemerkbar. Denn sie verbessern die Einstufung eines Gebäudes im Energieausweis.
Gibt es Förderungen für Wärmepumpen?
Ja. Die Förderung läuft über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und ist gestaffelt in Bezug auf das jeweilige bestehende Heizsystem, das durch eine Wärmepumpe abgelöst wird. Bei der Anschaffung neuer Wärmepumpen ist es auch wichtig, dass man die Wahl des verwendeten Kältemittels im Blick hat. Denn diese Kältemittel haben erstens einen direkten Einfluss auf den CO2-Footprint der Wärmepumpen (Propan hat zum Beispiel einen wesentlich geringeren GWP-Wert (Global Warming Potential) als das gängige Kältemittel R410A). Außerdem ist Propan nicht von der F-Gase-Verordnung für umweltschädliche Kältemittel (fluorierte Kohlenwasserstoffe, sogenannte F-Gase) betroffen.
Wärmepumpen: auch als Teil von größeren Wärmenetzen verwendbar
Viele Immobilienfachleute kennen die dezentrale Nutzung von Wärmepumpen in Einzelgebäuden auch im Geschosswohnungsbau. Doch Wärmepumpen sind auch für Neubaugebiete und Quartierslösungen mit gemischter Bebauung aus Bestands- und Neubauten interessant. Hier werden sie in der Regel als Teil von größeren Wärmenetzen eingesetzt – auch unter Einbeziehung des lokalen Gewerbes.
Je nach Situation vor Ort kommen dabei verschiedene Modelle zum Einsatz. Die Effizienz solcher Lösungen ist inzwischen durch Best-Practice-Beispiele belegt:
- Bei Nahwärmenetzen – meist Wohnkomplexe und kleinere Quartiere – kommen Großwärmepumpen zum Einsatz, die außerhalb der einzelnen Wohngebäude stehen und Vorlauftemperaturen von über 80 Grad Celsius liefern.
- In größeren Wärmenetzen – oft mit gemischter Bebauung (aus Neu- und Bestandsbau) wie bei Konversionsflächen üblich – wird die Wärme dezentral gewonnen und in ein gemeinsames Netz eingespeist.
- Die Koppelung mit einem bestehenden Fernwärmenetz durch die Integration von Wärmepumpen ist auch möglich.
Fazit:
Sie sehen: Das Thema Wärmepumpen und Immobilien ist relativ komplex. Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken. Erstens, weil diese Technologie im Moment stark gefördert wird. Und zweitens, weil man damit seine Kosten dauerhaft senken kann. Drittens sind Wärmepumpen richtig angewendet auch ein wichtiger Bestandteil der Dekarbonisierung und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Mehr dazu erfahren Sie auf unserer Seite zu Wärmepumpen für Wohn- und Gewerbeimmobilien.
Autor: Thomas Oefelein
Teamleiter Engineering, MVV Enamic GmbH
Thomas Oefelein ist seit 2018 Teamleiter Engineering bei der MVV Enamic GmbH. Er ist seit vielen Jahren in der Energiebranche als Projektentwickler, Planer und in der Realisierung komplexer Versorgungslösungen für die Immobilienwirtschaft und für Businessanwendungen tätig.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Energiemanagement (12)
- Steuern und Abgaben (12)
- Dekarbonisierung (9)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
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