Experten Interview: Warum sollten Unternehmen auf Klimaschutzmanagement setzen?

18.08.22 08:22 von Alexa Staack

GettyImages-1341843646_1240x840pxDie Dekarbonisierung der Wirtschaft ist das Gebot der Stunde. Viele Unternehmen wissen aber nicht genau, wie sie aus fossilen Energien aussteigen können. Das MVV Klimaschutzmanagement zeigt hier Wege auf und es begleitet Unternehmen auf dem Weg zur CO2-Freiheit. Wie das geht, darüber haben wir mit unserer Expertin Alexa Staack gesprochen.

 


Frau Staack, Sie sind Teamleiterin Energie und Klimaschutzmanagement im BFE Institut für Energie und Umwelt. Das ist eine Tochter der MVV Enamic. Und Sie haben jeden Tag mit Unternehmen zu tun, die klimaneutraler werden möchten. Welche Unternehmen sind das? Und was sind ihre Ziele? 

Wir selbst betreuen meist große mittelständische Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf der Produktion oder auch aus dem Gesundheitswesen. Sie alle brauchen in der Regel viel Energie und sie merken, dass dabei die Dekarbonisierung schon heute eine Rolle spielt. Im Grunde ist Klimaschutzmanagement aber für jedes Unternehmen relevant.
Was man wissen muss: Es gibt aktuell keine gesetzliche Pflicht, dass man als Unternehmen Klimaschutzmanagement betreiben muss. Denn auch die CSR-Umsetzungsrichtlinie – sie gilt für große Unternehmen – besagt ja nur, dass man Fakten über Umweltbelange offenlegen muss. Ob man als Unternehmen allerdings auch handelt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das bleibt den Firmen selbst überlassen.

Es gibt aber trotzdem gute Gründe, aus denen Unternehmen auf Klimaschutz und Klimaschutzmanagement setzen. In erster Linie haben die meisten erkannt, dass die Zeit das erfordert. Auch wenn Klimaschutz für Unternehmen aktuell nicht kostenneutral ist. Aber in Zukunft werden – davon gehen alle Experten aus – die Kosten für Energie, insbesondere fossile Energien, immer weiter steigen. Dann sind auch kurzfristigere Kostenvorteile denkbar. Langfristig gibt es diese ja schon heute. Weil etwa eine richtig integrierte Photovoltaikanlage dauerhafte Erlöse erwirtschaften kann. 

Vielen, mit denen ich spreche, geht es außerdem darum, nicht abgehängt zu werden. Sie sehen zwar noch nicht, dass sie unbedingt etwas tun müssen. Dass sie aber den Anschluss verlieren könnten, wenn sie nicht zumindest einen Zukunftsplan entwickeln. Und darum geht es beim Klimaschutzmanagement ja auch: um Planungssicherheit. 

Nicht zu vergessen: das Image. Das wird im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung auch immer wichtiger. Weil auch im B2B-Umfeld immer mehr Unternehmen darauf schauen, wie nachhaltig ihre Partner arbeiten. Ganz zu schweigen von den eigenen Mitarbeitern und Bewerbern.

Wie kann man sich den Prozess hier vorstellen? Läuft er in allen Unternehmen gleich ab? 

Ja und nein. Denn auf der einen Seite ist zwar jedes Unternehmen individuell. Und da muss man auch individuell hinsehen. Auf der anderen Seite gehen wir im Klimaschutzmanagement aber meist nach einem bewährten Schema vor. 

Dabei starten wir mit einem Workshop. Darin legen wir Bilanzgrenzen fest, wir finden heraus, welche Töchter oder Subunternehmen es gibt und welche Bilanzierungsansätze ideal sind. Wir sehen uns die Anforderungen und Maschinen vor Ort an und gehen dann quasi auf Datenfang beim Kunden. Im Grunde reicht uns für die reine CO2-Bilanzierung eine Jahresverbrauchsabrechnung. Besser ist es natürlich, wenn genauere Daten durch Metering oder Submetering vorhanden sind. Am Ende dieses Prozesses steht dann ein CO2-Fußabdruck für das Unternehmen. 

Damit sind wir aber nicht am Ende. Meist erstellen wir für den Kunden ein Transformationsplan, das beinhaltet, dass wir vom Status quo aus Handlungsempfehlungen für die Zukunft geben. Wir können dem Kunden also sagen: Auf Basis dessen, was wir am Stichtag XY wissen, sollte zuerst diese Technologie ersetzt werden und dann sollte man an jener Schraube drehen. 

Im Klimaschutzmanagement gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir betrachten unsere Kunden eben nicht nur statisch, sondern auch dynamisch. Denn Klimaschutzmanagement ist ein kontinuierlicher Prozess. Wir begleiten Unternehmen über den Plan hinaus, wiederholen die CO2-Bilanzierung jährlich und sehen dann immer genauer, an welchen Stellschrauben man noch drehen kann – und was die bisherigen Optimierungen gebracht haben. Das Ziel ist dabei, Unternehmen Schritt für Schritt zu dekarbonisieren. Und zwar so, dass es leistbar, machbar und sinnvoll ist.

Klimaschutzmanagement ist also eine langfristige Begleitung und Beratung. Ist das nicht kostenintensiv? Und wird es gefördert? 

Klimaschutz ist in der Wirtschaft nie kostenneutral, das liegt auf der Hand. Wobei sich Investitionen in neue Technologien durchaus lohnen, aber meist langfristig. Außerdem sollte man sich genau überlegen, welche Technologien man einsetzt. Hier Experten zurate zu ziehen, ist organisatorisch ideal und wirtschaftlich sicher kein Fehler. Denn wir geben unser Wissen im Rahmen des Beratungsprozesses natürlich weiter. Davon profitieren unsere Kunden dauerhaft. 

Außerdem wird Klimaschutzmanagement zum Teil sogar gefördert. Für das eben erwähnte Transformationsplan gibt es ein Förderprogramm seit Ende 2021, es betrifft bisher leider nur das produzierende Gewerbe. Interessant ist hier, dass sowohl die Bilanzierung als auch die möglichen Maßnahmen gefördert werden. Mit 50 %. Wer hier mehr wissen möchte, soll sich einfach an uns wenden. Das erklärt sich im persönlichen Gespräch am besten. Abgesehen vom produzierenden Gewerbe gibt es keine spezielle Förderung für Klimaschutzmanagement. Es gibt aber sehr wohl Unterstützung für eine Vielzahl von Maßnahmen, die man beispielsweise aus einem Transformationsplan ableiten kann. Auch hier beraten wir unsere Kunden gerne.

Wir sprechen jetzt aber nur über die Kosten und Kostenausgleiche. Man muss allerdings auch sehen, was man für sein Geld bekommt: Planungssicherheit und eine klare Idee davon, wie man als Unternehmen auch dekarbonisiert erfolgreich wirtschaften kann. Man erhält einen klaren Fahrplan mit Handlungsanweisungen. Dazu kommt noch das Wissen unserer Experten. Das alles ist als Paket sehr viel wert.

Und wie lange dauert es, bis das Klimaschutzmanagement implementiert ist?

Bei geförderten Unternehmen schreibt der Fördergeber eine Frist von 12 Monaten nach Bewilligung der Förderung vor. Diese kann man aber verlängern, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. In diesen 12 Monaten erstellen wir einen CO2-Fußabdruck und einen Fahrplan sowie einen Maßnahmenkatalog. Die Vorgaben sind hier: Innerhalb von 10 Jahren muss man rechnerisch mit den vorgeschlagenen Maßnahmen 40 % der Emissionen einsparen können. Und man muss definieren, wie bis 2045 das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden kann. 

Nutzt man keine Förderung, ist man viel freier. Denn man kann so schnell oder langsam agieren, wie man möchte. Und man muss keine Vorgaben erfüllen. Insgesamt hängt die Geschwindigkeit natürlich auch von der Komplexität und der Größe eines Unternehmens ab. 

Was auch noch dazukommt, ist die Vorlaufzeit: Wir rechnen, bevor wir loslegen können, mit 2 bis 3 Monaten. Das ist die Zeit für erste Gespräche und Beratungen, für den Förderantrag und seine Bewilligung. Denn erst, wenn die da ist, können wir loslegen. Klarerweise ist diese Vorlaufzeit bei Unternehmen, die keine Förderung in Anspruch nehmen, kürzer. 

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Themen: Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit, Experten-Interview

Alexa Staack

Autor: Alexa Staack

Alexa Staack sammelte nach ihrem Masterabschluss im Chemieingenieurwesen 8 Jahre lang in verschiedenen Positionen Erfahrung in der Industrie im Bereich Energieversorgung. Nach weiteren 5 Jahren als Energiemanagementbeauftragte folgte der Masterabschluss in Unternehmensführung. Sie hat jahrelange Erfahrung mit Emissionen aus den Bereichen TEHG und BImSchG gemacht. Um noch mehr für den Klimaschutz zu tun, ging sie den bewussten Schritt in die Beratung und bringt ihr Wissen jetzt als Teamleiterin Energie und Klimaschutzmanagement bei der BFE (ein Unternehmen der MVV Energie Gruppe) mit ein.

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