Was ist der VSME?
Der VSME-Standard ist ein freiwilliges Instrument für die Nachhaltigkeitsberichterstattung – zugeschnitten auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Der Standard richtet sich an Firmen, die nicht unter die CSRD fallen, aber dennoch die wichtigsten Nachhaltigkeitsdaten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) offenlegen wollen.
Der Standard beinhaltet Themen wie Treibhausgasbilanzen, Wasserverbräuche, Flächenversiegelungen und soziale Verantwortung. Entwickelt wurde er von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) und im Dezember 2024 veröffentlicht. Der VSME bietet eine schlanke, freiwillige Alternative zur komplexen und für große Unternehmen verpflichtenden CSRD.
Der VSME-Standard richtet sich an die folgenden Zielgruppen:
- Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 1.000 Mitarbeitern, die nicht börsennotiert sind
- Firmen, die zwar nicht direkt unter die CSRD fallen, aber dennoch ESG-Daten an ihre Geschäftspartner weitergeben müssen
- Unternehmen, die vor dem „Omnibus-Verfahren“ unter die CSRD-Pflicht gefallen wären und nun eine freiwillige Alternative suchen
Warum gewinnt die freiwillige Berichterstattung nach dem VSME aktuell so stark an Relevanz?
70%
Die Bedeutung von Nachhaltigkeitsberichten gehen über bloße Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinaus – sie bieten Unternehmen strategische Vorteile im Wettbewerb. Studien zufolge profitieren über 70 % der Unternehmen von positiven Auswirkungen auf ihre Kostenstruktur, die Gewinnung neuer Kunden sowie die Pflege und Stärkung ihrer Beziehungen zu Investoren, Versicherungen und Kreditgebern.
Soziale und ökologische Herausforderungen nehmen zu. Investoren, Kunden und weitere Stakeholder fordern mehr Transparenz. Viele Unternehmen handeln zudem aus eigenem Verantwortungsbewusstsein und wollen nachhaltiger wirtschaften.
Gleichzeitig plant die EU-Kommission im Rahmen des „Omnibus-Verfahrens“, die CSRD-Pflichten zu lockern. Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern sollen ihr Nachhaltigkeitsmanagement künftig freiwillig und bedarfsgerecht umsetzen können.
Damit wächst der Bedarf nach einem schlanken, freiwilligen Berichtsstandard. Der VSME soll diese Lücke schließen – als EU-weit einheitliches Instrument, um Nachhaltigkeitsleistungen messbar, vergleichbar und entwicklungsfähig zu machen.
VSME vs. CSRD – die wichtigsten Unterschiede
Vorteile der VSME-Berichterstattung
Konkret bietet der VSME den KMU folgende Vorteile:
Individualisierte und effiziente Berichterstattung: Die strukturierte VSME-Berichterstattung spart Ressourcen und verbessert interne Abläufe. Unternehmen wählen den Umfang selbst – je nach Bedarf und Kapazität.
Der Berichtsumfang kann dabei frei nach den eigenen Bedürfnissen anhand von zwei verschiedenen Modulen gewählt werden. Es gibt ein Basismodul speziell für Kleinstunternehmen, die sich auf nur wenige, grundlegende Kennzahlen beschränken möchten. Allen anderen Unternehmen wird empfohlen, zusätzlich zum Basis-Modul auch das zweite, umfassendere Modul zu berücksichtigen.
Ressourcen und Kosteneinsparungen:
Die laufende, strukturierte Erfassung von Nachhaltigkeitskennzahlen deckt Einsparpotenziale auf. Das senkt Kosten, schont Ressourcen – und entlastet Umwelt und Klima.
Wettbewerbsvorteile:
Mehr Nachhaltigkeit bringt handfeste Vorteile: Unternehmen verbessern ihre Marktposition und erfüllen die wachsenden Erwartungen von Kunden und Partnern. Der VSME schafft durch seine Standardisierung Vergleichbarkeit – starke Leistungen werden sichtbar und anerkannt. So entstehen Wettbewerbsvorteile und neue Chancen für Kooperationen, auch mit größeren Firmen.
Reduzierte Arbeitsbelastung:
Große Unternehmen bleiben CSRD-pflichtig und übertragen diese Anforderungen auf ihre KMU-Partner. Diese müssen zunehmend verlässliche, standardisierte ESG-Daten liefern.
Die folgende Grafik zeigt: Schon heute ist der Aufwand dafür erheblich – und wird weiter steigen.
Der VSME entlastet hier deutlich. Er orientiert sich an den CSRD-Vorgaben und reduziert so den Abstimmungs- und Berichtsaufwand.
Prognostizierte Kosten (in Mio. Euro) für KMU aufgrund der Bearbeitung von ESG-Anfragen
2025 | 2026 | 2027 | 2028 | |
Gesamtkosten | 11.400 | 15.100 | 18.800 | 22.500 |
Kleinstunternehmen | 7.300 | 9.700 | 12.100 | 14.500 |
Kleinunternehmen | 3.100 | 4.100 | 5.200 | 6.200 |
Mittelgroße Unternehmen | 1.000 | 1.300 | 1.500 | 1.700 |
Quelle: EFRAG (2023) EFRAGs Anschreiben und Kosten-Nutzen-Analyse zu VSME. Verfügbar unter: https://www.efrag.org (Zugriff am: 2. April 2025).
Schritte zur Umsetzung der VSME-Berichterstattung:
Die Einführung des VSME verlangt ein strukturiertes Vorgehen, um das volle Potenzial der schlanken Berichterstattung zu nutzen. Trotz klarer Vereinfachung gegenüber der CSRD bleibt die Umsetzung eines Berichtes nach VSME anspruchsvoll.
Um den VSME-Standard wirksam umzusetzen, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit erfahrenen Fachleuten. Der Prozess gliedert sich in folgende Schritte:
1. Unternehmensanalyse und Bestandsaufnahme:
Bewerten Sie Ihre aktuellen Nachhaltigkeitspraktiken und -leistungen. Bestimmen Sie die Nachhaltigkeitsaspekte, die für Ihr Unternehmen und Ihre Stakeholder besonders relevant sind.
2. Zielsetzung und Planung:
Überlegen Sie, warum der VSME-Standard für Ihr Unternehmen wichtig ist und was Sie mit diesem erreichen wollen. Diese Grundlage hilft später bei der Auswahl des passenden Berichtsumfangs. Ermitteln Sie, welche internen und externen Ressourcen Sie benötigen, und stellen Sie ein Projektteam zusammen. Beziehen Sie dabei frühzeitig die Ideen und Erwartungen Ihrer Mitarbeitenden ein.
3. Daten erfassen:
Sammeln Sie nun die relevanten und für Sie anwendbaren Daten zu den jeweiligen Themen.
4. Bericht erstellen und veröffentlichen:
Fassen Sie alle Informationen strukturiert zusammen und erstellen Sie den VSME-Bericht. Teilen Sie den Bericht mit Ihren Stakeholdern. Nutzen Sie ihn, um Ihre Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar zu machen und Ihre Ziele klar zu kommunizieren.
5. Kontinuierliche Verbesserung:
Die regelmäßige und strukturierte Erfassung der Kennzahlen im VSME-Bericht macht Einsparpotenziale sichtbar – finanziell, ökologisch und sozial. Diese können Sie gezielt verfolgen und Schritt für Schritt umsetzen.
Fazit
Die VSME-Berichterstattung ermöglicht KMU, ihre Nachhaltigkeitsziele strukturiert zu erfassen, zu bewerten und offen zu kommunizieren. Wer den Standard erfüllt, stärkt seine Transparenz, steigert die Wettbewerbsfähigkeit und verbessert interne Abläufe.
Das BFE Institut für Energie und Umwelt GmbH bietet seit der Veröffentlichung des VSME im Dezember eine fundierte Beratung an. Von der Erstberatung bis zur fertigen Berichterstattung begleitet die BFE bei jedem Schritt – inklusive der Analyse von Einspar- und Verbesserungspotenzialen.
Mit dem VSME kann jedes Unternehmen – unabhängig von Größe oder Branche – seinen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung sichtbar machen.


Autor: Lasse Veers
Consultant für Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmanagement, BFE Institut für Energie und Umwelt GmbH
Als studierter Nachhaltigkeitsmanager begann Lasse Veers seine berufliche Laufbahn im Nachhaltigkeitsoffice bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dort arbeitete er mehrere Jahre lang an verschiedenen Themen zum betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagement mit Schwerpunkten auf nachhaltiger Beschaffung, nachhaltiger Mobilität sowie THG-Bilanzierung und -Kompensation. Bei BFE liegt sein inhaltlicher Fokus nun neben der THG-Bilanzierung auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsregulatorik und hierbei insbesondere dem VSME.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (14)
- Steuern und Abgaben (13)
- Dekarbonisierung (11)
- Energiemessung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemanagement (9)
- Fördermittel und -programme (8)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (8)
- Nachhaltigkeit (7)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Netzentgelte (3)
- Energieaudit (2)
- Power Purchase Agreement (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)