Strom aus Abwärme erzeugen

ORC (Organic Rankine Cycle) ist eine bewährte Technologie. Seit den 1960er-Jahren wandelt sie Niedertemperatur-Abwärme in Strom um – und wurde seither stetig verbessert. Heute gewinnt sie erneut an Bedeutung: Hohe Energiepreise, strengere CO2-Vorgaben und neue Gesetze zwingen Unternehmen, Abwärme effizient zu nutzen und Strom selbst zu erzeugen. 

Portrait Christoph Brodhagen von Christoph Brodhagen
3 Min.
15. April 2025
Strom aus Abwärme erzeugen
6:17

Was ist eine ORC-Anlage? 

Eine ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) ist eine Wärmekraftmaschine, die Abwärme zwischen 90 und 500 °C zur Stromerzeugung nutzt. Sie basiert auf dem Rankine-Kreisprozess – einem thermodynamischen Verfahren, das Wärme in mechanische Arbeit umwandelt. Vereinfacht gesagt: eine Dampfturbine, die statt Wasser ein organisches Arbeitsmedium verwendet, das schon bei niedrigen Temperaturen verdampft. 

Wie funktioniert eine ORC-Anlage?

Eine ORC-Anlage besteht aus vier Kreisen: 

  1. Ab-/Wärmequellenkreislauf
  2. Wärmeträgerkreislauf
  3. ORC mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 10-20%
  4. Kühlkreislauf z.B. Fernwärmenetz 

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Was bringt eine ORC-Anlage? Was sind die Vorteile? 

ORC-Anlagen verwandeln thermische Energie in Strom – effizient, zuverlässig und mit echtem Sparpotenzial. Die Vorteile machen die Technologie zu einem sinnvollen Baustein in modernen und nachhaltigen Versorgungsstrategien, über die Unternehmen nachdenken sollten. 

Hohe Wirtschaftlichkeit durch Energieeinsparung 

Abwärme in Strom umzuwandeln kann heute – angesichts der hohen Energiepreise -  wirtschaftlich rentabel sein. Entscheidend ist jedoch eine genaue Analyse des Betriebs. Besonders lohnenswert sind ORC-Anlagen in Unternehmen mit hohen Laufzeiten von mehr als 5.000 Volllaststunden pro Jahr, da sich die Investition dann oft bereits innerhalb weniger Jahre amortisiert. 

Reduzierung des Strombedarfs und CO₂-Emissionen 

Durch die Umwandlung von Abwärme in Strom reduzieren ORC-Anlagen den externen Strombezug und senken somit langfristig Energiekosten. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung. Es wird weniger fossile Energie benötigt und CO2-Emissionen sinken. Überschüssig erzeugter Strom wird ins Netz eingespeist und vergütet. 

Zuverlässigkeit und Planungssicherheit 

Moderne ORC-Anlagen sind technisch sehr zuverlässig und erfordern einen geringen Wartungsaufwand. Das senkt die Betriebskosten und ermöglicht Unternehmen eine stabile und sichere Kalkulation der Kosten und Einsparpotenziale. So etabliert sich die Technologie langfristig als wirtschaftlich sinnvolle Lösung.  

Mehr Effizienz für energieintensive Unternehmen 

Für energieintensive Branchen wie die Metall-, Glas-, Zement- und Chemieindustrie bieten ORC-Systeme die Chance, ungenutzte Abwärme wirtschaftlich zu nutzen. 

Welche Fördermöglichkeiten gibt es? 

ORC-Anlagen sind explizit als förderfähige Technologie anerkannt. Unternehmen, die eine ORC-Anlage planen, sollten die BAFA-Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) nutzen.  

Modul 4 fördert Investitionen, die die Energie- und Ressourceneffizienz steigern oder den Verbrauch fossiler Energie und CO₂-intensiver Ressourcen senken. Die Förderung ist technologieoffen.  

Die Förderquoten für Modul 4 aus dem aktuellen EEW-Merkblatt 2025 des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sind: 

  • Kleine Unternehmen: bis zu 45 Prozent der Investitionsmehrkosten (IMK) und bis zu 20 Prozent der Investitionsgesamtkosten (IGK)
  • Mittlere Unternehmen: bis zu 35 Prozent der Investitionsmehrkosten (IMK) und bis zu 15 Prozent der Investitionsgesamtkosten (IGK)
  • Große Unternehmen: bis zu 25 Prozent  der Investitionsmehrkosten (IMK) und bis zu 10 Prozent der Investitionsgesamtkosten (IGK) 

Der maximale Zuschuss beläuft sich auf 20 Millionen Euro pro Vorhaben. 

Fördermöglichkeiten prüfen mit kompetenter Unterstützung 

Wichtig ist, die Fördervoraussetzungen genau zu prüfen – etwa die Pflicht zur Erstellung eines Einsparkonzepts. Detaillierte Informationen dazu finden Sie im EEW-Merkblatt 2025 des BAFA.  

Unternehmen müssen bei der Antragstellung wählen, ob sie die Förderung auf die Investitionsmehrkosten (IMK) oder die Investitionsgesamtkosten (IGK) anwenden. Diese Entscheidung hat großen Einfluss auf die Förderhöhe. 

Für eine erfolgreiche Antragstellung sollten Unternehmen die aktuellen BAFA-Richtlinien und Merkblätter sorgfältig prüfen – und bei Bedarf fachkundige Beratung hinzuziehen. Gerne unterstützen wir Sie dabei. 

Lohnt sich eine ORC-Anlage auch für Ihr Unternehmen? 

Ob eine ORC-Anlage wirtschaftlich sinnvoll ist, hängt zunächst von zwei zentralen technischen Faktoren ab: 

  • Temperatur der Abwärme: Mindestens 100 °C, idealerweise über 200 °C.
  • Anlagenlaufzeit: Hohe Volllaststunden pro Jahr erhöhen die Rentabilität. 

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, lohnt sich eine Wirtschaftlichkeits- und Machbarkeitsanalyse – wie wir sie unseren Kundinnen und Kunden anbieten. Damit zeigen wir nicht nur technische Potenziale und Optionen der Abwärmenutzung auf. Wir prüfen auch, ob Contracting eine attraktive Alternative ist, welche Förderprogramme und -summen infrage kommen – und unterstützen Sie bei der Antragstellung. 

Fazit 

Die Integration einer modernen ORC-Anlage kann ein zentraler Baustein Ihres Energiekonzepts sein – um Kosten und Emissionen zu senken. Technische Fortschritte, gesetzliche Vorgaben und staatliche Förderprogramme machen die Stromerzeugung aus Abwärme ökologisch und ökonomisch attraktiv. 

Lesen Sie dazu auch unseren Experten-Beitrag „Mit industrieller Abwärme Kosten und Emissionen senken“ 

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Topics: Dekarbonisierung