Im Sommer 2022 standen europäische Unternehmen vor der großen Herausforderung steigender Energiepreise. Die Großhandelspreise für Strom mit Lieferung im Jahr 2023 kletterten in Deutschland zeitweise bis auf 1000 Euro pro Megawattstunde. Nach den Preisspitzen im August und September 2022 zeichnete sich zwar eine erste Entspannung im Markt ab, der Terminmarktpreis für Strom im Lieferjahr 2023 wurde allerdings auch Anfang Dezember letzten Jahres noch bis über 400 EUR/MWh gehandelt. Im Vergleich zu den Jahren 2018–2020 entspricht dies in etwa noch einem um Faktor 10 höheren Preisniveau. Erst ein vergleichsweise milder Winter brachte, zusätzlich zu den gut gefüllten Speichern, den Einsparungen in der Strom- und Gasnachfrage sowie den hohen LNG-Importen weitere Entspannung an den Energiemärkten.
Hohe Preisvolatilität als Zeichen eines nervösen Marktumfelds
Die beschriebene Preisabwertung unterlag bzw. unterliegt jedoch starken Schwankungen. In den Sommermonaten variierte der Frontjahreskontrakt Strom in einem Preisbereich von 16–19 Prozent um ein mittleres Preislevel von ca. 138 EUR/MWh. Innerhalb weniger Tage zeigten sich hier deutliche Preisreaktionen auf verschiedene Themen und Änderungen fundamentaler Einflussfaktoren. Diese Entwicklung wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Winter fortsetzen. Auch wenn die Ausgangssituation nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen ist, gibt es einige Parallelen zum letzten Winter. Neben Risiken einer veränderten weltpolitischen Lage und der damit einhergehenden Implikationen für zunehmend global vernetzte Energiemärkte wird auch das Wetter eine sehr entscheidende Rolle spielen.
Preisniveau gesunken – historisch gesehen noch immer hoch
Der Spotmarktpreis Strom notiert in 2023 bislang einen Mittelwert von ca. 100 EUR/MWh. Selbst im Falle eines Preisanstiegs in den verbleibenden zwei Monaten sollte dies zum Teil deutlich unter den in 2022 gehandelten Terminmarktpreisen liegen. Aber auch im Fall des Spotmarkts zeigt sich im Langfristvergleich eine neue Marktsituation: Einerseits lag das Jahr 2022 auch in Lieferung mit 235 EUR/MWh deutlich über den Preisen in 2023, andererseits lagen die Jahresmittel der Spotmarktpreise in den Jahren 2012–2020 grob in einem Preisbereich von nur 29–45 EUR/MWh. Spotmarkt oder Terminbeschaffung? Die letzten Jahre liefern hier sehr unterschiedliche Antworten.
Wir informieren über aktuelle Entwicklungen
Was bedeutet das für Unternehmen, die für den kommenden Winter 2023/24 noch Einkaufsstrategien festlegen müssen? Welche Beschaffungsstrategie macht Sinn? Die Antwort wird individuell unterschiedlich ausfallen. Wir stellen Ihnen Informationen und Optionen vor, die Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen können.
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Autor: Andreas Böckmann
Andreas Böckmann ist seit vielen Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Bevor der Betriebswirt bei MVV als Regionalleiter anfing, war er unter anderem Gebietsverkaufsleiter beim BFE Institut für Energie und Umwelt und als Key Account Manager bei energy2market sowie bei Köthen Energie im Geschäftskundenvertrieb beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
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