Erdüberlastungstag – ab heute leben wir über unsere Verhältnisse

02.05.24 08:00 von Jan Mehlberg

Welterschöpfungstag

Es ist Anfang Mai, erst rund ein Drittel des aktuellen Jahres ist vergangen. Und dennoch haben wir in Deutschland bereits all unsere von der Erde bereitgestellten nachhaltigen Ressourcen für 2024 verbraucht. Für die restlichen 243 Tage leben wir also über unsere Verhältnisse. Schon daran wird offensichtlich, wie wichtig Dekarbonisierung, Klimaschutz und der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen sind.

Wie wird berechnet, dass wir heute alle nachhaltigen Ressourcen erschöpft haben?

Der Erdüberlastungstag oder Welterschöpfungstag markiert das Datum, an dem die Menschheit alle nachhaltigen Ressourcen verbraucht hat, die die Erde im Laufe eines Jahres regeneriert. Für 2024 fällt der deutsche Erdüberlastungstag auf den 2. Mai. Das heißt, dass schon an diesem Tag der Verbrauch der Bundesbürger nicht mehr durch die Bildung neuer Ressourcen gedeckt werden kann. Mit anderen Worten: Wir leben ab heute über unsere Verhältnisse.

Natürlich werden der Energieverbrauch der Menschen und die nachhaltige Energie, die die Erde uns bereitstellt, nicht in Echtzeit gemessen. Es gibt aber statistische Näherungswerte, an die wir uns halten können. Denn es lässt sich berechnen, wie viel Energie und Ressourcen die Erde im Jahr durchschnittlich bereitstellt. Und wie viel die Menschen im Jahr verbrauchen. Um dann auf den Erdüberlastungstag zu kommen, nehmen Experten diese Formel zur Hand:

(Biokapazität der Erde / Ökologischer Fußabdruck der Menschen) x 365

= Erdüberlastungstag

Wir Deutsche bräuchten etwa drei Erden, um so weitermachen zu können

Um unseren Ressourcenhaushalt nachhaltig zu decken, bräuchten wir Deutschen rund drei Erden. Diese Zahl ist drastisch und gibt Anlass zu großer Sorge. Denn insgesamt gesehen ist der Trend leider eindeutig. Das zeigt die Entwicklung des globalen Erdüberlastungstags, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die ihr für das ganze Jahr zur Verfügung stehen würden. Fiel dieser Tag 1970 noch auf den 29. Dezember, war es im letzten Jahr der 2. August.

Das zeigt klar, dass wir Energie sparen müssen. Aber wie kann das gehen?

Wer braucht wie viel Energie in Deutschland?

Verkehr oder Industrie, Haushalte, Handel und Dienstleistungen – wo schätzen Sie, wird in Deutschland insgesamt am meisten Energie aufgewendet? Das Umweltbundesamt hat das aufgeschlüsselt. Das Ergebnis:

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Viele Wege führen zur Dekarbonisierung

Um es kurz zu sagen: Wir müssen dekarbonisieren. Das schreiben ja auch der Green Deal der EU und die entsprechende Gesetzgebung in Deutschland vor. Klimaneutral zu wirtschaften ist aber gleichzeitig eine große Herausforderung.

Die Dekarbonisierung, das bedeutet die Reduzierung der CO2-Emissionen, ist für Unternehmen komplex. Das liegt daran, dass das Thema Energie meist viele Unternehmensbereiche betrifft. Zudem wirken entsprechende Maßnahmen oft nicht nur unternehmensweit, sondern auch sektorenübergreifend. Das heißt, sie beeinflussen unter anderem die Bereiche Strom, Gas, Wärme, Kälte und Mobilität. Eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung spielen Technologien wie Wasserstoff, Photovoltaik, Biomasse und Wärmepumpen. Ihre volle Wirkkraft entfalten sie jedoch nicht einzeln für sich, sondern erst in Kombination.

Wechselwirkung statt „Rebound-Effekte”

Eine isolierte Betrachtung einzelner Klimaschutzmaßnahmen kann nämlich zu „Rebound-Effekten“ führen. Das bedeutet, dass sich eingesparte Emissionen durch eine Maßnahme in anderen Bereichen wieder aufheben. Berücksichtigt man jedoch die Wechselwirkungen der einzelnen Maßnahmen und Technologien, lassen sich häufig Synergien nutzen.

Ein Beispiel dafür sind Wärmepumpen. Für den Industrieeinsatz arbeiten diese bereits mit Strom sehr effizient. Weitere Synergieeffekte erschließen sich, wenn zusätzlich Abwärme und eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) miteinbezogen werden. Letztere kann darüber hinaus für die Elektrifizierung zusätzlicher Prozesse sprechen und in der Folge die Amortisationszeiten deutlich verringern.

Um die wirtschaftlichen Vorteile einer eigenen PV-Anlage auszuschöpfen, müssen Unternehmen sie nicht zwangsläufig selbst kaufen. Eine Alternative zur direkten Investition in Technologien kann zum Beispiel ein Pachtmodell (Contracting) sein. Ebenso lässt sich die Dekarbonisierung mit sogenannten Stromdirektlieferverträgen, auch Onsite-PPA genannt, vorantreiben. Dabei vermietet das Unternehmen seine Dachfläche an einen Partner, der die Installation und Finanzierung sowie Betrieb und Wartung der Anlage übernimmt. Der dabei produzierte Strom fließt dann wieder zur Nutzung an das Unternehmen.

Solche Effekte ganzheitlich und nachhaltig für den Unternehmensfortschritt zu nutzen, ist das Ziel der Sektorenkopplung. Den Weg zur Klimaneutralität bestreiten Unternehmen am besten auf folgende Weise:

Schritt 1: Reduktion

Am Anfang der Dekarbonisierung steht eine umfassende Bestandsaufnahme. Nur wenn die Energieflüsse und -verbräuche im Unternehmen sowie die CO2-Bilanz bekannt sind, erhalten Entscheider die Transparenz, um wirkungsvolle Ansatzpunkte für Effizienzmaßnahmen zu finden. Mit dieser Basisarbeit können dann konkrete Klimaschutzziele definiert und ein Plan erstellt werden, um diese zu erreichen. Darüber hinaus profitieren Unternehmen von den direkten Einsparungen und Optimierungen, die identifiziert werden konnten.

Schritt 2: Substitution

In diesem Schritt geht es darum, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Idealerweise passiert das, indem die Sektoren Strom, Gas, Wärme, Kälte und Mobilität bewusst miteinander verbunden werden. Betrachten wir zum Beispiel die Elektrifizierung. Strom ist eine Energieform, die sich dekarbonisieren lässt. Beispiele hierfür sind Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft. Der dort klimaneutral erzeugte Strom kann direkt dafür verwendet werden, Wärme, Prozessenergie oder Kälte zu erzeugen. So ersetzt er fossile Energieträger, wie etwa Gas.

Ebenfalls interessant, speziell für energieintensive Prozesse, ist in diesem Zusammenhang ein Fuel-Switch, sprich der Austausch von fossilen Brennstoffen durch klimafreundlichere Primärenergieträger wie Biomasse, geeignete Produktionsreststoffe, Wasserstoff oder Biomethan.

Schritt 3: Kompensation

Obwohl die Reduktion und Substitution das Hauptaugenmerk bei der Dekarbonisierung darstellen, lassen sich einige Emissionen trotz aller Anstrengungen nicht vollständig vermeiden. In diesen Fällen können Unternehmen Ausgleichsmaßnahmen ergreifen, um die verbleibenden Emissionen zu kompensieren.

Die gesamte Transformation in einem Plan

Der Weg zur Klimaneutralität verläuft für jedes Unternehmen anders. Die Potenziale für Energieeffizienzsteigerungen müssen individuell analysiert werden und genauso unterscheidet sich der Energieverbrauch von Betrieb zu Betrieb. Folglich sind auch die Maßnahmen darauf abgestimmt, die wiederum nicht einzeln für sich, sondern im besten Fall sektorenübergreifend geplant und umgesetzt werden.

Für solch eine umfassende Transformation unter Berücksichtigung von möglichen Synergien bietet ein Transformationsplan eine entscheidende Orientierung. Er beschreibt den strategischen und ganzheitlichen Ansatz, den ein Unternehmen verfolgt, um seine Geschäftsprozesse in Einklang mit den Zielen der Klimaneutralität zu bringen. Ein Transformationsplan kann als individueller Fahrplan für die Dekarbonisierung verstanden werden. Er hilft aber auch dabei, die Zukunftssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Denn dass die Kosten für fossile Energieträger steigen werden, ist abzusehen.

Ein weiterer Vorteil für Unternehmen: Die Erstellung von Transformationsplänen ist im Rahmen der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) förderfähig. Hier lassen sich Förderquoten von bis zu 60 Prozent realisieren.

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Themen: Nachhaltigkeit

Jan Mehlberg

Autor: Jan Mehlberg

Jan Mehlberg absolvierte ein Maschinenbaustudium mit der Fachrichtung Energietechnik an der TU Dresden. Bei der DNVGL betreute er als Engineer Versorgungsprojekte bei Stadtwerken und in der Industrie von der ersten Konzeptidee bis zur Bauleitung. Ab 2015 war er als Gruppenleiter Projektentwicklung für industrielle Medienversorgung aktiv. Seit Mai 2019 verantwortet er den Businesskunden-Vertrieb im Bereich Nord- und Ostdeutschland bei MVV Enamic.

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