Wie wird berechnet, dass wir heute alle nachhaltigen Ressourcen erschöpft haben?
Der Erdüberlastungstag oder Welterschöpfungstag markiert das Datum, an dem die Menschheit alle nachhaltigen Ressourcen verbraucht hat, die die Erde im Laufe eines Jahres erneuert. Das bedeutet, dass schon an diesem 1. August der Verbrauch der globalen Bevölkerung nicht mehr durch die Bildung neuer Ressourcen gedeckt werden kann. Mit anderen Worten: Wir leben ab heute über unsere Verhältnisse. Übrigens: Im Jahr 1972 fiel dieser Tag noch auf den 27. Dezember.
Selbstverständlich werden der Energieverbrauch der Menschen und die nachhaltige Energie, die die Erde uns bereitstellt, nicht in Echtzeit gemessen. Aber: Es gibt statistische Näherungswerte, an die wir uns halten können. Denn berechnen lässt sich, wie viel Energie und Ressourcen die Erde im Jahr durchschnittlich bereitstellt und welche Mengen die Menschen im Jahr verbrauchen. Um auf den Erdüberlastungstag zu kommen, nehmen Experten diese Formel zur Hand:
(Biokapazität der Erde / Ökologischer Fußabdruck der Menschen) x 365
= Erdüberlastungstag
Drei Erden für Deutschland
Deutschland hatte seine Vorräte für das ganze Jahr 2024 sogar schon am 2. Mai verbraucht. Das heißt, dass schon ab diesem Tag der Verbrauch der Bundesbürger nicht mehr durch die Bildung neuer Ressourcen gedeckt werden konnte. Mit anderen Worten: Deutschland bräuchte eigentlich drei Erden, um den Ressourcenhaushalt nachhaltig zu decken. Diese Zahl ist erschreckend und muss Anlass zum Handeln sein, weil der Trend, wie zuvor genannt, seit 1972 eindeutig ist. Oder ganz praktisch formuliert: Wir müssen Energie sparen!
Wer braucht wie viel Energie in Deutschland?
Bevor es an Ideen für das Einsparen geht, lohnt der Blick auf den Energieverbrauch von heute. Verkehr oder Industrie, Haushalte, Handel und Dienstleistungen – wo wird in Deutschland insgesamt am meisten Energie aufgewendet? Das Umweltbundesamt hat das aufgeschlüsselt:
Viele Wege führen zur Dekarbonisierung
Um das Ergebnis zusammenzufassen: Wir müssen dekarbonisieren – in allen Bereichen. Das schreiben auch der Green Deal der EU und die Gesetzgebung in Deutschland vor. Klimaneutral zu wirtschaften ist aber gleichzeitig eine große Herausforderung.
Die Dekarbonisierung, also die Reduzierung der CO2-Emissionen, ist für Unternehmen oft ein komplexes Vorhaben. Das liegt daran, dass das Thema Energie meist viele Unternehmensbereiche betrifft. Zudem wirken entsprechende Maßnahmen oft nicht nur unternehmensweit, sondern auch sektorenübergreifend. Das heißt, sie beeinflussen unter anderem die Bereiche Strom, Gas, Wärme, Kälte und Mobilität. Eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung spielen Technologien wie Wasserstoff, Photovoltaik, Biomasse und Wärmepumpen. Ihre volle Wirkkraft entfalten sie jedoch nicht einzeln für sich, sondern erst in Kombination.
Wechselwirkung statt „Rebound-Effekte”
Eine isolierte Betrachtung einzelner Klimaschutzmaßnahmen kann hier zu „Rebound-Effekten“ führen. Das bedeutet, dass sich eingesparte Emissionen durch eine Maßnahme in anderen Bereichen wieder aufheben. Berücksichtigt man jedoch die Wechselwirkungen der einzelnen Maßnahmen und Technologien, lassen sich häufig sogar Synergien nutzen.
Ein Beispiel dafür sind Wärmepumpen. Für den Industrieeinsatz arbeiten diese bereits mit Strom sehr effizient. Weitere Synergieeffekte erschließen sich, wenn zusätzlich Abwärme und eine Photovoltaikanlage einbezogen werden. Letztere kann darüber hinaus für die Elektrifizierung zusätzlicher Prozesse sprechen und in der Folge die Amortisationszeiten deutlich verringern.
Um die wirtschaftlichen Vorteile einer eigenen Photovoltaikanlage auszuschöpfen, müssen Unternehmen sie nicht zwangsläufig selbst kaufen. Eine Alternative zur direkten Investition in Technologien kann zum Beispiel ein Pachtmodell, auch Contracting genannt, sein. Ebenso lässt sich die Dekarbonisierung mit sogenannten Stromdirektlieferverträgen, die auch als Onsite-PPA bezeichnet werden, vorantreiben. Dabei vermietet das Unternehmen seine Dachfläche an einen Partner, der die Installation und Finanzierung sowie Betrieb und Wartung der Anlage übernimmt. Der dabei produzierte Strom fließt dann wieder zur Nutzung an das Unternehmen.
Solche Effekte ganzheitlich und nachhaltig für den Unternehmensfortschritt zu nutzen, ist das Ziel der Sektorenkopplung. Den Weg zur Klimaneutralität bestreiten Unternehmen am besten auf folgende Weise:
Schritt 1: Reduktion
Am Anfang der Dekarbonisierung steht eine umfassende Bestandsaufnahme. Nur wenn die Energieflüsse und -verbräuche im Unternehmen sowie die CO2-Bilanz bekannt sind, erhalten Entscheider die Transparenz, um wirkungsvolle Ansatzpunkte für Effizienzmaßnahmen zu finden. Mit dieser Basisarbeit können dann konkrete Klimaschutzziele definiert und ein Plan erstellt werden, um diese zu erreichen. Überdies profitieren Unternehmen von den direkten Einsparungen und Optimierungen, die identifiziert werden konnten.
Schritt 2: Substitution
In diesem Schritt geht es darum, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Idealerweise passiert das, indem die Sektoren Strom, Gas, Wärme, Kälte und Mobilität maßgeschneidert miteinander verbunden werden. Ein Beispiel ist die Elektrifizierung, denn Strom ist eine Energieform, die sich dekarbonisieren lässt. Beispiele hierfür sind Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft. Der dort klimaneutral erzeugte Strom kann verwendet werden, um Wärme, Prozessenergie oder Kälte zu erzeugen. So ersetzt er fossile Energieträger wie Gas.
Möglich ist in diesem Zusammenhang – speziell bei energieintensiven Prozessen – ein Fuel-Switch, sprich der Austausch von fossilen Brennstoffen durch klimafreundlichere Primärenergieträger wie Biomasse, geeignete Produktionsreststoffe, Wasserstoff oder Biomethan.
Schritt 3: Kompensation
Obwohl die Reduktion und Substitution das Hauptaugenmerk bei der Dekarbonisierung darstellen, lassen sich einige Emissionen trotz aller Anstrengungen nicht vollständig vermeiden. In diesen Fällen können Unternehmen Ausgleichsmaßnahmen ergreifen, um die verbleibenden Emissionen zu kompensieren.
Die gesamte Transformation in einem Plan
Der Weg zur Klimaneutralität verläuft für jedes Unternehmen anders. Die Potenziale für Energieeffizienzsteigerungen müssen individuell analysiert werden, denn der Energieverbrauch unterscheidet sich von Betrieb zu Betrieb. Folglich sind auch die Maßnahmen darauf abgestimmt, die wiederum nicht einzeln für sich, sondern im besten Fall sektorenübergreifend geplant und umgesetzt werden.
Für solch eine umfassende Transformation unter Berücksichtigung von möglichen Synergien bietet ein Transformationsplan die entscheidende Orientierung. Er beschreibt den strategischen und ganzheitlichen Ansatz, den ein Unternehmen verfolgt, um seine Geschäftsprozesse in Einklang mit den Zielen der Klimaneutralität zu bringen. Er hilft aber auch dabei, die Zukunftssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Denn dass die Kosten für fossile Energieträger steigen werden, ist abzusehen.
Ein weiterer Vorteil für Unternehmen: Die Erstellung von Transformationsplänen ist im Rahmen der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) förderfähig. Hier lassen sich Förderquoten von bis zu 60 Prozent realisieren. Genauso können für viele der Maßnahmen, die hieraus identifiziert werden, Förderungen in Anspruch genommen werden.
Profitieren Sie von ganzheitlichen Konzepten
Ihr Weg zur Klimaneutralität ist einzigartig, denn kein Unternehmen ist wie das andere. Individuelle Energielösungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Mit MVV haben Sie einen Partner an Ihrer Seite, der Sie in einer immer komplexeren Welt der Energiewirtschaft und der Dekarbonisierung begleitet.
Profitieren Sie auf Ihrem Weg zur CO2-Klimaneutralität von unseren Erfahrungen. Durch die gebündelte Kompetenzen und die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden gestalten wir maßgeschneiderte wirtschaftliche Lösungen für Ihre Energiewende.
Sie wünschen sich Beratung? Wir helfen Ihnen weiter!
Autor: Jan Mehlberg
Regionalleiter, Vertrieb Business-Kunden, MVV Enamic GmbH
Jan Mehlberg absolvierte ein Maschinenbaustudium mit der Fachrichtung Energietechnik an der TU Dresden. Bei der DNVGL betreute er als Engineer Versorgungsprojekte bei Stadtwerken und in der Industrie von der ersten Konzeptidee bis zur Bauleitung. Ab 2015 war er als Gruppenleiter Projektentwicklung für industrielle Medienversorgung aktiv. Seit Mai 2019 verantwortet er den Businesskunden-Vertrieb im Bereich Nord- und Ostdeutschland bei MVV Enamic.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Energiemanagement (12)
- Steuern und Abgaben (12)
- Dekarbonisierung (9)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)