Experten-Interview: Wie kann der Weg zur Klimaneutralität für Unternehmen aussehen?

Portrait Jan Mehlberg von Jan Mehlberg
3 Min.
15. Februar 2024

 

Die Dekarbonisierung ist für Unternehmen ein strategisches Handlungsfeld, das zunehmend an Relevanz gewinnt. Die Preisvolatilität am Energiemarkt ist immer noch hoch und die Kosten pro Tonne CO2 werden perspektivisch weiter steigen. Die Reduktion und Substitution fossiler Brennstoffe wirken sich also nicht nur auf den Klimaschutz positiv aus, sondern haben auch Einfluss auf die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Der Weg zur Klimaneutralität ist jedoch sehr unterschiedlich. Welche Möglichkeiten es gibt, wie hoch Investitionen sein können und was Sie bei einem individuellen Plan zur Dekarbonisierung beachten sollten, verrät unser Experte Jan Mehlberg.

Herr Mehlberg, was gehört zur strategischen Dekarbonisierung?

Die strategische Dekarbonisierung beschreibt die grundsätzliche Idee, die CO2-Emissionen soweit es geht zu reduzieren. Reduktion ist dabei auch der Baustein, der an erster Stelle steht. Danach gibt es noch die Substitution und, wo Emissionen nicht vermieden werden können, die Kompensation. Im Grunde muss jeder sich also am Anfang erst einmal Gedanken darüber machen, was das konkrete Ziel ist.

Da geht es nicht nur darum, die Energieversorgung und die Produktion zu betrachten, sondern ein Unternehmen muss auch sämtliche Stakeholder einbeziehen, die es im Unternehmen gibt. Das sind unter anderem die Geschäftsführer, Werkleiter und Mitarbeiter. Auch Kunden und Auftraggeber sind hierbei entscheidend. 

Nach der Schaffung dieser Klarheit ist es sinnvoll, sich dem Thema Transparenz im Datenerfassungssystem zu widmen und darauf aufbauend einen gemeinsamen Pfad zur Dekarbonisierung zu erarbeiten. Unter dem Schlagwort Transformationsplan lässt sich das gut zusammenfassen.

Welche Maßnahmen stehen bei der Dekarbonisierung zur Auswahl?

Das ist eine umfassende Frage und in ihrem Zusammenhang gibt es die Herausforderung, dass aktuell viele Themen diskutiert werden. Da geht es etwa um Abwärmenutzung, die Nutzung von Wasserstoff, um Biomasse etc. Es ist tatsächlich ein sehr umfassendes Feld, in dem auch ein gewisses Verständnis dafür da sein muss, dass wir in der Produktion Einflüsse haben, die wir etwa durch einen Fuel-Switch oder durch Substitutionsmaßnahmen herbeiführen können.

Auch bei der Auswahl der richtigen Technologie ist es entscheidend, zu sehen, wie sich bestimmte Dinge gegenseitig beeinflussen. Die Installation einer Wärmepumpe kann zum Beispiel dazu führen, dass ein erheblich höherer Strombedarf entsteht und dieser über den vorhandenen Netzanschluss gedeckt sein muss.

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht besonders an? 

Das Thema der Ganzheitlichkeit ist von größter Bedeutung. Es muss zum Beispiel, wenn sich ein Unternehmen für eine Elektrifizierungsmaßnahme wie eine Wärmepumpe entscheidet, auch klar sein, wo der Strom dafür herkommt. Dieser Strom sollte möglichst Grünstrom sein. Grünstrom kann auch wieder aus einer Photovoltaikanlage kommen, aus einer Windanlage oder über Herkunftsnachweise aus dem Netz. Sie sehen also auch hier: Es gibt individuelle Lösungen, die gefunden werden müssen und die am Ende des Tages auch zum Kunden passen müssen. Das Gute dabei ist, dass diverse Förderprogramme existieren, die diesen Weg unterstützen. Ein Transformationsplan gibt zudem eine sehr gute Richtschnur dahin gehend und prüft Möglichkeiten sowie Varianzen, die dann den richtigen Weg für das Unternehmen aufzeigen.

Was gibt es am Anfang der Dekarbonisierung zu beachten? 

Ganz grundsätzlich muss der Dekarbonisierungsweg zum Unternehmen passen. Was heißt das? Ich als Unternehmen muss mir Gedanken darüber machen, wie ich in Zukunft wirtschaften möchte und welche Möglichkeiten ich überhaupt habe. Auch das ist nicht bei jedem Unternehmen gleich. Das heißt, ich sollte am Anfang in die Stakeholder-Analyse eintreten und sehen, was die Orientierung sein kann. Auch da ist es sehr unterschiedlich. Als Unternehmen muss ich schauen, wie viel Ressourcen ich für die Dekarbonisierung zur Verfügung habe. Auf dieser Basis muss ich entscheiden, ob ich die Dekarbonisierung mit eigener Kraft angehe oder einen ganzheitlichen Energiedienstleister wie die MVV, die über den gesamten Lösungspfad hinweg unterstützen kann, hinzuziehe – am Anfang bei der Konzepterstellung, aber auch im Anschluss bei der konkreten Umsetzung. Durch diese Ganzheitlichkeit behält die MVV einen interdisziplinären Blick und kann alle Einflussfaktoren berücksichtigen.

Wie hoch sind die Investitionskosten?

Das ist eine sehr individuelle Frage. Ganz vorangestellt wäre erst mal die Frage danach, wo ich denn überhaupt im Prozess der Dekarbonisierung stehe. Hier haben wir den Vorteil, dass auch das Thema Transformationsplan, also die Evaluierung des Ist-Zustands und die Planerstellung für die Umsetzung, gefördert werden. Wenn es dann tatsächlich um die konkrete Umsetzung von Maßnahmen geht, ist es natürlich so, dass Betriebe dort investive Maßnahmen in der Produktion oder eben auch in Energieerzeugungsanlagen setzen müssen. 

Nehmen wir eine Biomasseanlage. Diese kann bei mittleren und auch größeren Unternehmen schnell zwischen sechs und zehn Millionen kosten oder auch darüber hinaus. Hier ist es sehr gut, dass entsprechende Fördermittel existieren, die dieses Thema unterstützen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mit einem etablierten Energiedienstleister wie der MVV das Thema im Contracting umzusetzen. Mit uns verfügen Sie über einen ganzheitlichen Partner für die Planung, die Umsetzung, die Finanzierung und nachher auch für den Betrieb der Anlage.

 

Topics: Dekarbonisierung Experten-Interview