Dekarbonisierung im Gebäudesektor von großer Bedeutung
Die Dekarbonisierung des Immobiliensektors ist für eine erfolgreiche Energiewende von großer Bedeutung, denn er ist für einen erheblichen Teil des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich. Dies resultiert aus dem hohen Energiebedarf und der Tatsache, dass etwa 80 Prozent der Bestandsgebäude noch mit Gas- oder Öl beheizt werden. Der Endenergieverbrauch von privaten Haushalten und den Wirtschaftssektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, also zum Beispiel für Bürogebäude, Immobilien des Einzelhandels, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen, liegt zusammengerechnet bei 42,3 Prozent. Darin inbegriffen sind der allgemeine Strombedarf, der Kälte- und der Wärmebedarf. Der Anteil der Wärmeerzeugung von Raum- und Prozesswärme liegt bei den privaten Haushalten bei rund 90 Prozent. Bei den Gewerbe-, Handels- und Dienstleistungsgebäuden sind es 60 Prozent. Im Gebäudesektor gibt es also noch ein großes Einsparpotenzial an CO2-Emissionen.
CO2-neutrale Energielösungen für die Immobilienwirtschaft
Die Immobilienwirtschaft steht vor der Herausforderung, nachhaltige und energieeffiziente Lösungen zu finden, um die Klimaziele für Bestandsgebäude und Neubauten zu erreichen. Fernwärme bietet hier eine attraktive Lösung, da sie oft effizienter und umweltfreundlicher ist als individuelle Heizsysteme.
Vorteile der Fernwärme: Umweltfreundlich, effizient, zukunftssicher
Die Fernwärme bietet allgemein viele Vorteile hinsichtlich Umweltfreundlichkeit, Energieeffizienz, Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Sie ermöglicht die Reduktion von CO2-Emissionen durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und Abwärme aus industriellen Prozessen. Die Fernwärme erfüllt außerdem die gesetzlichen Anforderungen und spart Primärenergie im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen. Dank zentralisierter Versorgung ist sie zuverlässig und reduziert den Anteil der sonst erforderlichen fossilen Brennstoffe. Wirtschaftlich gesehen senkt Fernwärme die Investitions- und Wartungskosten und bietet eine bessere Planbarkeit bzw. Preistransparenz durch Kontrollinstanzen. Sie ist zukunftsfähig und an neue Technologien anpassbar.
Rolle der Fernwärme in der modernen Immobilienwirtschaft
Betrachtet man die Bedürfnisse der Akteure am Immobilienmarkt, lassen sich für ihre Geschäftsmodelle und individuellen Bedürfnisse teils unterschiedliche, teils übereinstimmende Vorteile verifizieren.
Vorteile für Bauprojektentwickler
Mehr Planungssicherheit
Fernwärme bietet eine zuverlässige und skalierbare Wärmeversorgung, die sich leicht in groß angelegte Bauprojekte integrieren lässt.
Attraktivität für Investoren
Nachhaltige Energieversorgungslösungen wie Fernwärme erhöhen die Attraktivität eines Projekts für Investoren, da sie langfristige Betriebskosten und CO2-Emissionen reduzieren.
Geringerer Platzbedarf
Im Vergleich zu individuellen Heizanlagen benötigt Fernwärme weniger Platz für technische Anlagen, was insbesondere bei großen Projekten auch für die Gesamtkalkulation vorteilhaft ist.
Vorteile für Bauherren
Kosteneffizienz und -einsparungen
Fernwärme kann langfristig kostengünstiger sein als die Installation und Wartung individueller Heizsysteme. Zudem entfallen unter anderem die Kosten für den Einkauf und die Lagerung von Brennstoffen, die Entsorgung der Reststoffe aus unterschiedlichen Verbrennungsanlagen, den Schornsteinfeger und die Öltankprüfung.
Umweltfreundlichkeit und Auflagenkonformität
Bauherren können durch die Nutzung von Fernwärme zur Reduktion der CO2-Emissionen und grundsätzlicher Luftverbesserung in der Region beitragen, was besonders in Gebieten mit strengen Umweltauflagen von Vorteil ist.
Einfache Abrechnung und Rechnungsprüfung
Die Abrechnung der Wärme erfolgt zentral über den Fernwärmeanbieter, was die Verwaltung und Abrechnung für Bauherren vereinfacht. Die Abrechnungen für Beschaffung, Lagerung, Prüfung, Wartung und Instandhaltung entfallen.
Deutliche Wertsteigerung
Durch die Reduktion der bisherigen konventionellen, fossilen Brennstoffe gewinnt eine Immobilie an Attraktivität bei Mietern und Neueigentümern. Bei Bestandsgebäuden kann durch den Wegfall von Öltanks in Kellerräumen zusätzliche Nutzfläche entstehen, die ggf. nach einer Grundsanierung für Kinderwägen oder als Fahrradstellplatz genutzt bzw. untervermietet werden kann. Unangenehme Gerüche z.B. von Öltanks gibt es keine mehr. Brennstoffe werden im Haus nicht mehr gelagert.
Mit Fernwärme versorgte Gebäude sind stärker gefragt als Gebäude mit Nachtspeicheröfen, Gasetagen- oder Gaseinzelöfen, da die Wärmekosten und Investitionen überschaubar und die Brandlasten geringer sind. Außerdem räumen Banken bessere Finanzierungskonditionen ein.
Vorteile für Hausverwaltungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien
Wartungsfreundlichkeit und weniger Verwaltungsaufwand
Fernwärmesysteme erfordern weniger Wartungsaufwand als individuelle Heizsysteme. Das reduziert die Betriebskosten und den Aufwand für Hausverwaltungen reduziert.
Stabilität und Zuverlässigkeit
Fernwärmesysteme bieten eine hohe Versorgungssicherheit, was für die Bewohner und Nutzer der Immobilien ein wichtiger Vorteil ist. Geringere Ausfallzeiten führen automatisch zu weniger Kommunikationsaufwand mit unzufriedenen Mietern oder Handwerkern.
Höhere Energieeffizienz, niedrigere Betriebskosten
Hausverwaltungen können mit Fernwärme die Energieeffizienz der betreuten Gebäude steigern, was langfristig die Betriebskosten senkt.
Vorteile für Quartierlösungen
Effiziente Nutzung der Infrastruktur
Fernwärme eignet sich besonders gut für Quartierslösungen, bei denen mehrere Gebäude gemeinsam versorgt werden. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung der Infrastruktur und Auslastung der Hausstation.
Echte Nachhaltigkeit
Quartierslösungen mit Fernwärme können zur Entwicklung von nachhaltigen Stadtvierteln beitragen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch zukunftsfähig sind.
Geringerer Ressourcenverbrauch
Durch die zentrale Versorgung von Heizwärme und Warmwasserbereitung können Synergieeffekte erzielt werden, die die Kosten und den Ressourcenverbrauch weiter reduzieren.
MVV als Vorreiter der Energiewende und Partner der Immobilienwirtschaft
Als Vorreiter der Energiewende bieten wir Kunden aller Branchen grüne und wirtschaftliche Lösungen für die Energieversorgung. Wir haben uns dazu verpflichtet, als eines der ersten Energieunternehmen in Deutschland bis 2035 #klimapositiv zu werden. Und wir tun noch mehr. So haben wir uns das ambitionierte Ziel gesetzt, unser Fernwärmenetz in Mannheim und der Region bereits bis 2030 zu 100% grün zu realisieren.
Unser Weg zur grünen Fernwärme
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CO2-Ausstoß reduzieren. Versorgung sichern. Mit der MVV.
Mit einer Kombination von durchdachten Maßnahmen und innovativen Technologien, reduzieren wir den CO2-Ausstoß signifikant und sichern die Versorgung unserer Kunden. Unsere Strategie beinhaltet:
Einsatz erneuerbarer Energien
Wertvolle Biomasse: Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist der verstärkte Einsatz von Biomasse zur Wärmeerzeugung. In Mannheim betreibt die MVV bereits ein Biomassekraftwerk, das erneuerbare Energien in das Fernwärmenetz einspeist. Die Nutzung von regionalen, nachhaltig bewirtschafteten Holzabfällen und anderen Biomasse-Rohstoffen soll weiter ausgebaut werden.
Wärme aus dem Rhein: Um das eigene Fernwärmenetz möglichst zeitnah klimaneutral betreiben zu können, setzt die MVV u.a. intensiv auf Flusswärmepumpen. Aktuell hat die MVV die größte Flusswärmepumpe Deutschlands im Einsatz. Für die Zukunft ist geplant, diese Technologie weiter auszubauen und zu verstärken.
Wärme aus dem Erdinneren: Die MVV treibt die Geothermie-Nutzung intensiv voran. Geothermie gilt als eine besonders zuverlässige und klimafreundliche Wärmequelle, da sie – unabhängig von Wetterbedingungen – kontinuierlich zur Verfügung steht.
Nutzung industrieller Abwärme
Power-to-Heat-Technologie
Modernisierung und Optimierung der Infrastruktur
Steigerung der Effizienz: Die MVV investiert in die Modernisierung des Fernwärmenetzes, um Wärmeverluste zu minimieren und die Effizienz der Wärmeverteilung zu maximieren. Dazu gehören die Erneuerung und Isolierung von Rohrleitungen ebenso wie der Einsatz intelligenter Steuerungssysteme, die den Wärmefluss optimieren.
Clevere Niedrigtemperaturnetze: Die MVV arbeitet intensiv daran, umfangreiche Teile des Netzes auf Niedrigtemperaturbetrieb umzustellen, um die Effizienz weiter zu steigern. Niedrigtemperaturnetze benötigen weniger Energie für den Transport und sind hervorragend für die Integration erneuerbarer Wärmequellen geeignet.
Dekarbonisierung der bestehenden Energiequellen
Ausstieg aus der Kohle: Ein entscheidender Schritt zur Klimaneutralität ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung. Die MVV ist dabei, die Kohlekraftwerke in Mannheim schrittweise stillzulegen und durch klimafreundlichere Alternativen zu ersetzen.
Bereits seit 2023 wird die Fernwärme der MVV nur noch während den Wintermonaten mit Steinkohle im Großkraftwerk Mannheim (GKM) erzeugt.
Einsatz von grünem Wasserstoff: Die MVV fokussiert den Einsatz von grünem Wasserstoff als Brennstoff für die Wärmeproduktion. Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom hergestellt und kann als klimaneutrale Energiequelle dienen.
Innovative Wärmespeicherlösungen
Intelligente Wärmespeicherung: Um die Schwankungen in der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien auszugleichen, investiert die MVV in moderne Wärmespeichertechnologien. Diese Speicher erhöhen die Flexibilität und Versorgungssicherheit.
Kooperationen und regionale Integration
Regionale Vernetzung: Die MVV setzt auf enge Kooperationen mit regionalen Partnern, um eine integrierte und optimierte Wärmeversorgung zu gewährleisten. Dies umfasst die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, Industrieunternehmen und Energieversorgern, um Synergien zu nutzen und die regionale Energiewende voranzutreiben.
Überregionale und deutschlandweite Vernetzung: Hier setzt die MVV auf die Zusammenarbeit mit Contracting-Partnern, die das Angebot der MVV qualitativ und quantitativ skalieren.
Vorteile des Energiedienstleistungs-Modells
Um Fernwärme in ganz Deutschland anbieten zu können, arbeiten wir mit ausgewählten Partnern zusammen, die ihre Lösungen bereits klimaneutral realisieren oder dies mittel- und langfristig beabsichtigen.
Das Energiedienstleistungs-Modell ist besonders für die Immobilienwirtschaft attraktiv, da es eine umfassende und individuell anpassbare Lösung für die Wärmeversorgung von Gebäuden oder ganzen Quartieren darstellt. Es bietet den unterschiedlichen Akteuren des Immobilienmarkts operative und wirtschaftliche Vorteile.
Vorteile für den Immobilienmarkt
- Für Bauprojektentwickler: Sie können ihre Projekte ohne die Notwendigkeit hoher Anfangsinvestitionen in die Wärmeversorgung realisieren. Das erhält die Liquidität und beschleunigt die Projektentwicklung. Die frei gewordenen Ressourcen können für nachhaltige Energielösungen genutzt werden. Das führt zu einer höherwertigen Zertifizierung, günstigeren Finanzierung und stabileren Wertsteigerung der Immobilien.
- Für Bauherren: Sie profitieren von einer modernen und effizienten Wärmelösung, ohne die Verantwortung für das finanzielle und technische Risiko, die Wartung, die Instandhaltung und die Betriebsführung tragen zu müssen.
- Für Hausverwaltungen: Sie werden bei administrativen und technischen Aufgaben entlastet, da der Contractor sich um den Betrieb, die Wartung und die Instandhaltung kümmert. Zudem profitieren sie von einer planbaren Kostenstruktur über die gesamte Vertragslaufzeit.
- Für Quartierslösungen: Besonders in größeren Quartiersentwicklungen ermöglicht das Contracting eine zentrale, effiziente und skalierbare Wärmeversorgung, die sich flexibel an die Bedürfnisse des gesamten Viertels anpassen lässt.
Insgesamt bietet das Fernwärme-Contracting-Modell eine attraktive Lösung für alle Beteiligten, indem es effiziente Energieversorgung mit finanzieller Planbarkeit und technischer Entlastung kombiniert. Insbesondere bei Gewerbeobjekten sind auch Contracting-Modelle in Kombination mit anderen Wärme- und Energieerzeugungsanlagen sinnvoll und technisch möglich.
Auch in Zeiten volatiler politischer Entwicklungen und des Fachkräftemangels können sich Projektentwickler, Bauherren und Hausverwaltungen beruhigt auf einen kompetenten und zuverlässigen Partner verlassen, der sich um die Wärme- bzw. Energieversorgung inklusive der Nutzung möglicher Förderprogramme kümmert.
Finanzielle Förderung einer Technologie mit Zukunft
Forschung, Energiewirtschaft und Politik sind sich einig: grüne Fernwärme ist ein wichtiges Tool zur Dekarbonisierung und wirtschaftlichen Wärmeversorgung. Entsprechend umfangreich und attraktiv ist das Angebot an Fördermöglichkeiten.
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
- Landesförderprogramme
- Kommunale Förderungen
- KfW-Förderung
- BAFA-Förderung für KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung)
Mehr zu den Fördermöglichkeiten erfahren Sie hier: Grüne Fernwärme – welche Förderungen sind möglich?
Fazit
Zur Wärmeversorgung von Immobilien geht der Trend in Richtung Fernwärme, besonders in urbanen Gebieten. Denn: Fernwärme ist energie- und kosteneffizient, wartungsarm, erhöht den Wert der Immobilie und erfordert vergleichsweise geringe Investitionen. Grüne Fernwärme ist darüber hinaus nachhaltig und klimaneutral. Deshalb wird die Fernwärme von Bund und Ländern finanziell gefördert und von uns, der MVV, intensiv vorangetrieben.
Gemeinsam Energiezukunft gestalten
Wir bieten maßgeschneiderte Energielösungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Wohn- oder Gewerbeimmobilien zugeschnitten sind. Ob Sie nach nachhaltigen Energieoptionen suchen, Ihre Betriebskosten senken möchten oder eine gründliche Energieberatung wünschen – wir sind da, um Sie zu unterstützen.
Wir helfen Ihnen Energieeffizienz zu steigern und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Autor: Michael Holewa
Spezialist für Fernwärme und Key Account Manager der Immobilienwirtschaft
Der diplomierte Betriebs- und Umweltwirt (FH) ist seit 2011 im MVV-Konzern tätig, zunächst als nationaler Sales- und Marketing-Manager für Strom- und Gasneukunden im B2C-Geschäft. Als Sales-Koordinator für Fernwärme beriet und betreute er gemeinsam mit seinem Team private, gewerbliche und kommunale Interessenten sowie Neukunden aus der Region. Neben der Beratung zur Fernwärme-Infrastruktur, den technischen Anschlussbedingungen und Fördermöglichkeiten entwickelte er mit seinem Team nachhaltige Energie- und Wärmelösungen für Eigentümer und Bauherren. Seit 2021 ist er als nationaler Key-Account-Manager für die Immobilienwirtschaft tätig und bietet den Kundinnen und Kunden der MVV bedarfs- und kundenorientierte Energielösungen aus dem MVV-Lösungshaus.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)