Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Wie sehen die unterschiedlichen Arten von Ökostrom konkret aus? Und vor allem: Wie können Unternehmen von der richtigen Ökostrom-Lösung profitieren? Das erklären wir in diesem Blogbeitrag. Und Sie erfahren mehr über das Sonderthema PPA, das neben Ökostrom aus Deutschland auch langfristige preisliche Planungen erlaubt. So kann Ökostrom auf Dauer die Energiekosten sogar senken.
Vereinfacht gilt: Herkunftsnachweise oder kurz HKN machen Strom erst zu Ökostrom. Denn wer Ökostrom verkaufen will, muss dafür HKN besitzen und entwerten lassen. Diese HKN sind im Grunde elektronische Nachweisdokumente je Energieeinheit, die belegen, wann und wie viel ökologisch erzeugter Strom ins öffentliche Netz eingespeist wurde. Damit wird sichergestellt, dass auch nur so viel ökologisch erzeugter Strom aus dem Netz an Kunden geliefert wird, wie zuvor erzeugt und eingespeist wurde.
Kunden können dabei zwischen verschiedenen Qualitätsmerkmalen wie beispielsweise der Erzeugungsart oder dem Herkunftsland wählen. Und sie können selbstverständlich bei der Beschaffung mit intelligenten Strategien auch Kostenvorteile mitnehmen.
Woher kommt der Ökostrom?
Meist stammen die Herkunftsnachweise aus dem europäischen Ausland, aus Norwegen zum Beispiel oder aus dem Alpenraum. Denn dort gibt es viel Wasserkraft und für den so erzeugten Strom werden dann HKN ausgestellt, die an unterschiedliche Abnehmer verkauft werden. Immer mehr Menschen und Unternehmen wollen aber keinen Ökostrom mehr nutzen, der mit solchen HKN aus dem Ausland zertifiziert ist. Stattdessen möchten sie Ökostrom, der in Deutschland produziert wurde, vielleicht sogar in ihrer Region. Genau hier kommen für die Wirtschaft sogenannte PPA ins Spiel.
PPA – was ist das?
PPAs sind Power Purchase Agreements, also Stromkaufvereinbarungen. Die Besonderheit hierbei ist, dass diese Vereinbarungen für bestimmte Fristen getroffen werden. Der Preis wird zum Beispiel über ein, drei oder über zehn Jahre festgelegt. Und genau diese Möglichkeit ist es, die PPAs zu einem sehr wirkungsvollen Instrument für eine längerfristige Preissicherung machen können. Aus Verkäufersicht wird dieses Modell PSA, also Power Sales Agreement, genannt – das ist folglich die andere Seite der Medaille eines PPA.
Post-EEG-Anlagen – ein riesiges Potenzial für Ökostrom
20 Jahre nach der Einführung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) und der damit verbundenen geförderten Einspeisevergütungen fallen immer mehr Erzeugungsanlagen aus der Förderung. Das heißt im Klartext, dass die Planungssicherheit bezüglich der Einnahmen für Anlagenbetreiber abnimmt. Es sei denn, man nutzt dafür PPA-Verträge. Denn diese sind quasi eine Win-Win-Situation für Erzeuger und Verbraucher. Warum?
- Der Erzeuger gewinnt, weil er aktuell eine langfristigere Planungssicherheit (im Vergleich zur nicht geförderten Einspeisung) erzielen kann.
- Der Verbraucher gewinnt, weil er seine Einkaufspreise langfristig festlegen kann und den Marktpreisschwankungen entgegenwirkt.
- Das Klima gewinnt, weil auf diese Weise Erzeugungsanlagen langfristig wirtschaftlich weiterbetrieben werden können.
Diese Art des Stromhandels wird zukünftig sehr große Mengen an nachhaltig erzeugtem Strom zugänglich machen.
PPA – was passiert, wenn die Anlagen zu viel oder zu wenig produziert haben?
Der Wunsch, 100 % Ökostrom mittels PPA-Vereinbarungen zu erwerben, ist in der Praxis leider kaum umzusetzen. Denn dann müssten die Lastgänge der Erzeugungsanlagen mit den Bedarfen der Verbrauchsstellen exakt übereinstimmen. Für diese Herausforderung hat MVV eine Lösung: Wird mehr Strom durch die PPA-Anlagen erzeugt als benötigt, verkauft MVV den Strom für Sie an der Börse. Wird mehr Ökostrom benötigt als erzeugt wurde, so werden die fehlenden HKN am Markt zusätzlich eingekauft. Unsere Erfahrung und unser großes Handelsnetzwerk machen das möglich.
Spezialfall Onsite-PPA – ohne Netzentgelt und Stromsteuer
Bei Onsite-PPAs findet immer eine physische Lieferung von „on site“ erzeugtem Ökostrom statt. Dafür ist es nötig, dass die Erzeugungsanlage – zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage – auch direkt vor Ort ist. Denn dann kann sie ihren Strom „hinter dem Zählpunkt“ direkt ins Netz des Verbrauchers einspeisen. Der Vorteil: Man nutzt definitiv den vor Ort erzeugten Strom. Also entfallen die Stromsteuer und die Netzentgelte, da das öffentliche Stromnetz nicht genutzt wird. Wird mehr Strom erzeugt als benötigt wird, verkauft MVV den Strom für Sie an der Börse.
Für wen eigenen sich diese Geschäftsmodelle?
PPA-Modelle sind aktuell eher etwas für Kunden mit großem Energiebedarf. Hintergrund ist, dass die Eingliederung der PPA-Mengen in die herkömmliche Beschaffungsstrategie aus Termin- und Spotmarkt die Komplexität der Beschaffung stark erhöht. Hier spielen auch die Prognosesicherheit der Erneuerbare-Energien-Anlagen sowie des Verbrauchs durch den Kunden eine Rolle. Der Verkauf überschüssiger Energie an der Börse sowie das Management der HKN aus den PPA-Anlagen stellen zusätzliche Prozesse dar, die begleitet werden müssen. Als grober Richtwert gilt, dass Unternehmen, die Interesse an einem PPA-Vertrag haben, einen Bezug von mindestens 20 GWh pro Jahr aus PPA-Anlagen planen. Doch auch weitere Kriterien sind von Bedeutung und müssen individuell betrachtet werden. Wenn Sie unsicher sein sollten, ob dieses Modell das richtige für Sie ist, kontaktieren Sie uns! Wir helfen Ihnen diesbezüglich gerne weiter und zeigen Ihnen gegebenenfalls auch andere Möglichkeiten auf.
Fazit:
PPA-Modelle ermöglichen es, dass Post-EEG-Anlagen weiterhin wirtschaftlich betrieben werden können. Sie geben Käufern langfristige preisliche Stabilität. Sie machen deutschen Ökostrom attraktiver. Und via Onsite-PPA wird das vorgelagerte Netz entlastet, wodurch zusätzlich Netzentgelte und Stromsteuer vermeiden werden können. Das macht PPA-Modelle zu einem wichtigen Werkzeug in der Dekarbonisierung der Wirtschaft.
Autor: Florian Dejon
Florian Dejon ist seit Anfang 2018 bei MVV Enamic als Produktmanager unter anderem zuständig für grüne Commodity-Produkte. Zuvor war er fünf Jahre lang Prozessmanager im Bereich Direktvermarkung bei MVV Trading. Florian Dejon studierte Mittelstandsökonomie an der FH Kaiserslautern sowie Internationale BWL und Außenhandel an der FH Worms und legte seinen Schwerpunkt auf die Themen Prozessmanagement und Lean Administration.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)