Kunden, Partner, Banken, Kapitalgeber, Stakeholder und nicht zuletzt die Politik fordern vom Mittelstand, dass er nachhaltiger wird. Dazu kommt, dass Nachhaltigkeit ein immer wichtigerer Wettbewerbsvorteil wird. Stichworte CO2-Steuer und steigende Kosten bei fossilen Energien. Aber wie erreicht man als Mittelständler Nachhaltigkeit, die über Ad-hoc-Maßnahmen und Lippenbekenntnisse hinausgeht? In diesem Blog geben wir Ihnen einen kleinen Leitfaden, wie Sie dabei handeln können.
Der Begriff Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Im Kern umfasst er jedoch folgende drei Aspekte:
- Ökologie und Nachhaltigkeit: Hier geht es darum, dass die Umwelt und die Natur geschont und erhalten werden. Zum Beispiel, indem man Ressourcen verantwortungsvoll nutzt. Ökologische Nachhaltigkeit hat aber direkt auch mit Energieeffizienz zu tun. Genau wie damit, dass man erneuerbare Energie und Rohstoffe nutzt.
- Ökonomie und Nachhaltigkeit: Das Ziel dieser Art von Nachhaltigkeit ist es, faire Bedingungen für eine wirtschaftlich positive Entwicklung zu schaffen. Ebenso spielt langfristiges Denken dabei eine zentrale Rolle.
- Soziales und Nachhaltigkeit: Dieser Aspekt ist am schwersten zu fassen. Er umfasst den ethisch richtigen Umgang mit Kunden, Mitarbeitern, Partnern und anderen Interessensgruppen. Man könnte sagen, dass die soziale Nachhaltigkeit eine faire und lebenswerte Zukunft anstrebt.
Warum trägt Nachhaltigkeit zum Erfolg eines Unternehmens bei?
Vereinfacht gesagt ist das so, weil Nachhaltigkeit sich in den verschiedensten Bereichen positiv auswirkt. Zum Beispiel ermöglicht sie:
- Höhere Absätze und bessere Marktchancen – heute kaufen Kunden nicht mehr reine Produkte, sondern gleichzeitig Werte, die sie mit den Produkten verbinden. Das gilt B2C, aber zunehmend auch B2B. Also sind ein schonender Umgang mit Ressourcen und nachhaltiges Handeln ein echter Verkaufsvorteil.
- Kosteneffizienz – dieses Thema ist aktueller denn je. Denn wenn Energiekosten und Kosten für Ressourcen oder Materialien steigen, macht sich Effizienz doppelt bemerkbar. Investitionen in diesem Bereich können sich schnell lohnen. Auch, weil staatliche Förderungen bereitstehen.
- Zusätzliche Innovation – neue, energiesparende Technologien bringen ganz neue Möglichkeiten mit sich. Diesen Faktor spürt man nicht immer direkt, aber fast immer indirekt.
- Motiviertere Mitarbeiter – dass die eigenen Ideale zu denen des Unternehmens passen, ist Mitarbeitern zunehmend wichtig. Vor diesem Hintergrund wirkt Nachhaltigkeit nach innen. Denn sie kann die Fluktuation senken und ein Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver machen.
- Insgesamt gesehen sind nachhaltige Unternehmen bei Investoren im Vorteil. Schließlich sind sie, wenn sie wirklich nachhaltig wirtschaften, insgesamt zukunftssicherer aufgestellt.
Was ist für Ihr Unternehmen wichtig?
Grundsätzlich geht es für Sie darum, dass Sie Ihre Geschäftsprozesse und Produkte optimieren. Dabei müssen Sie Ihre eigenen Kriterien und Ziele in Sachen Nachhaltigkeit anwenden.
Im ersten Schritt ist es entscheidend, dass Sie Ihre Stärken und Schwäche kennenlernen. Denn dann haben Sie:
- Klarheit darüber, wo Sie im Moment stehen
- Einen Blick darauf, welche systemischen Risiken und Chancen in Ihrem Unternehmen stecken – genau wie im Wettbewerbsumfeld
- Potenziale und Handlungsfelder kennengelernt, die aktiv mehr Nachhaltigkeit ins Unternehmen bringen
- Alle relevanten Infos, um Ihr Unternehmen auch nach außen hin richtig darstellen zu können. Etwa in einem Nachhaltigkeits- oder CSR-Bericht (Corporate Social Responsibility-Bericht).
Wie legen Sie die entscheidenden Handlungsfelder fest?
Ein Weg, das zu tun, ist die externen Anforderungen an Sie zu betrachten. Das funktioniert, indem Sie herausfinden, welche Wünsche und Forderungen Kunden, Geschäftspartner und andere Stakeholder an Sie herantragen:
- Geschäftspartner: Hier geht es um Themen wie die CSR-Berichtspflicht und um das Rating durch Agenturen. Auch das Thema Lieferketten ist zunehmend wichtiger – speziell vor dem Hintergrund des kommenden Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG).
- Gesetzgeber: Die Bundesregierung und die EU fordern und fördern Nachhaltigkeit immer mehr. Ebenso die wirtschaftliche Transparenz und dass man Standards der Nachhaltigkeit einhält. Erst im Juli gab es hierzu eine „vorläufige politische Einigung der EU-Institutionen“, so berichtet der Nachhaltigkeitsrat auf seiner Website.
- Kunden: Es ist durchaus sinnvoll, dass Sie Ihre Kunden direkt danach fragen, was diese von Ihnen erwarten. Denn das bringt Ihnen schnell die nötige Klarheit. Und es ist zudem ein positives Signal in die richtige Richtung.
Wie können Sie ein Nachhaltigkeits-Managementsystem aufbauen?
Idealerweise integrieren Sie Ihr Nachhaltigkeitsmanagement in Ihre Prozesse und in Ihr Managementsystem. Dafür lassen sich vorhandene Strukturen recht einfach erweitern. Genau wie Sie Ihre strategischen Ziele durch Nachhaltigkeitsziele ergänzen können.
Zentral wichtig: Sie sollten einen Verantwortlichen im Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitsmanagement beauftragen. Dabei ist es entscheidend, dass auch die nötige Rückendeckung von der Geschäftsführung vorhanden ist.
Die wichtigsten Schritte in Richtung Nachhaltigkeitsmanagement:
- Fragen Sie sich, wofür Ihr Unternehmen steht.
Nachhaltigkeitsziele sind immer individuell. Zudem müssen sie zum Kerngeschäft des Unternehmens passen. - Entwickeln Sie konkrete Ziele – etwa, innerhalb der kommenden 5 Jahre CO2-frei zu produzieren.
- Formulieren Sie Ihre Ziele klar.
Und legen Sie auch die Maßnahmen fest, durch die Sie Ihre Ziele erreichen können – zum Beispiel den Umstieg auf LED-Beleuchtung oder Elektroantriebe Ihrer Firmenwagenflotte. - Setzen Sie Meilensteine.
- Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt – diese alte Weisheit gilt auch beim Thema Nachhaltigkeit.
- Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Erfolge.
So können Sie feststellen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind. Gegebenenfalls lassen sich hier Nachjustierungen vornehmen. - Nutzen Sie bei Bedarf externe Unterstützung.
- Das verursacht zwar Kosten – doch diese verwandeln sich schnell über mehr Effizienz in finanzielle Vorteile. Außerdem sind externe Beratungen und Co. oft förderfähig.
- Machen Sie die Erfolge transparent.
Dieser Schritt ist wichtig, damit Mitarbeiter, Partner, Kunden und alle anderen Stakeholder von Ihren nachhaltigen Qualitäten erfahren.
Fazit
Nachhaltigkeit muss man in Unternehmen systematisch angehen. Denn einzelne Maßnahmen verpuffen oft. Handeln Sie hier strategisch richtig, werden Sie Effizienzgewinne und ein besseres Image erreichen. Ebenso ist es auf diese Weise möglich, alle gesetzlichen Anforderungen sicher zu erfüllen.
Autor: Alexa Staack
Teamleiterin Energie und Klimaschutzmanagement, BFE Institut für Energie und Umwelt GmbH
Alexa Staack sammelte nach ihrem Masterabschluss im Chemieingenieurwesen 8 Jahre lang in verschiedenen Positionen Erfahrung in der Industrie im Bereich Energieversorgung. Nach weiteren 5 Jahren als Energiemanagementbeauftragte folgte der Masterabschluss in Unternehmensführung. Sie hat jahrelange Erfahrung mit Emissionen aus den Bereichen TEHG und BImSchG gemacht. Um noch mehr für den Klimaschutz zu tun, ging sie den bewussten Schritt in die Beratung und bringt ihr Wissen jetzt als Teamleiterin Energie und Klimaschutzmanagement bei der BFE (ein Unternehmen der MVV Energie Gruppe) mit ein.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
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