Was sind Power Purchase Agreements (PPA)?
Bei einem Power Purchase Agreement handelt es sich um einen langfristigen Stromliefervertrag zwischen einem Stromproduzenten (Anlagenbetreiber = Verkäufer) und einem Stromabnehmer (Energieversorger oder mittelständisches Unternehmen = Käufer). Der Vertrag regelt, zu welchen Konditionen der Verkäufer eine bestimmte Strommenge aus einer Erneuerbaren-Energien-Anlage an den Käufer liefert. Ganz konkret also:
- zu welchem Preis
- im Rahmen welchen Modells
- wer dabei welche Risiken übernimmt.
Vorteile von PPA für Anlagenbetreiber
Für Anlagenbetreiber und Investoren bieten PPA eine sichere Kalkulationsbasis. Sie garantieren die Abnahme des erzeugten Wind- oder Solarstroms über mehrere Jahre zu einem Festpreis. Das macht die Anlagen unabhängiger vom volatilen Strommarktpreis und mindert so das Betriebsrisiko. Dies erhöht die Kreditwürdigkeit und führt zu geringeren Kapitalkosten, was sich positiv auf die Profitabilität des Projekts auswirkt.
Erzeuger von Erneuerbaren Energien sollten dabei jedoch den Strompreis genau im Blick behalten: Denn der Preis, den sie erhalten, hängt stark vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ab. Eine Option kann daher auch sein, die Strompreisbewegungen im Markt zu nutzen und den Strompreis nicht für die gesamte Vertragsdauer an einem einzigen Tag festzulegen.
Gleichzeitig bieten PPA-Modelle den Betreibern von EE-Anlagen außerdem den Vorteil, dass eine Teilnahme an Ausschreibungen für Fördertarife nicht erforderlich ist. Sie können den Strom auch ohne einen Zuschlag durch die Bundesnetzagentur vermarkten.
Vorteile von PPA für Stromabnehmer
Auch die Abnehmer des Ökostroms machen sich durch PPA unabhängig von den schwankenden Strompreisen und profitieren von einer langjährigen Planungssicherheit. Zugleich sichern sie sich wirklich „grünen“ Ökostrom mit Herkunftsnachweis und können damit ihre strategischen Nachhaltigkeitsziele konkret untermauern. Zum Beispiel: „Dieser Windpark bzw. diese Solaranlage konnte weiterbetrieben/gebaut werden, weil wir die Abnahme des Grünstroms garantieren“.
Wo lassen sich die Vorteile der Power Purchase Agreements nutzen?
Aktuell bieten sich zwei unterschiedliche Einsatzgebiete besonders gut für PPA an.
1. Fortbestandsfinanzierung für Windkraft-AltanlagenDie Förderung für Windkraftanlagen läuft aus. Ab 2021 fallen die ersten 6.000 Windkraftanlagen mit einer Leistung von gut 4000 Megawatt aus der EEG-Förderung. Diese Anlagen sind nach 20 Jahren EEG-Förderung oftmals schuldenfrei. Für viele Anlagenbetreiber stellt sich jetzt die Frage: Decken die künftigen Einnahmen ohne den EEG-Zuschuss die Kosten für einen Weiterbetrieb? Die starken Schwankungen des Strompreises machen die Prognosen nicht leichter. Hinzu kommt, dass sich viele Anlagenbetreiber erstmals um die Selbstvermarktung kümmern müssen.
2. Neufinanzierung von PV-AnlagenPV-Anlagen unabhängig von der EEG-Förderung bauen? Dass dies keine Zukunftsmusik sein muss, zeigen bereits erste realisierte Projekte. Die Verdoppelung des Strommarktpreises in den letzten 1,5 Jahren und ein Rückgang der Investitionskosten für Anlagen und Stromspeicher machen es prinzipiell möglich.
Fazit
Gewichtige Vorteile sprechen dafür, dass Strom aus Erneuerbaren Energien-Anlagen in Zukunft durch Power Purchase Agreements an den Markt gebracht werden. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Abnehmer erhalten durch PPA erstmals „echten“ deutschen Grünstrom mit Herkunftsnachweis. Das ist gut für das Klima und das Unternehmensimage. Den Erzeugern garantieren die langfristigen Lieferverträge die Abnahme des Stroms über viele Jahre und mindern so das Investitionsrisiko. Damit Sie die Vorteile der Power Purchase Agreements auch wirklich ausschöpfen können, sollten Sie einen Partner ins Boot holen, der auch zum geeigneten Zeitpunkt für den Vertragsabschluss beraten kann. Denn es kann auch eine Möglichkeit sein, nicht den gesamten Strompreis an einem bestimmten Zeitpunkt festzulegen.
Autor: Burkhard Steinhausen
Burkhard Steinhausen ist seit April 2018 bei der MVV Trading GmbH als Vertriebsleiter tätig. Nach einer erfolgreich absolvierten Bankkaufmannslehre hat er Internationale Wirtschaftswissenschaften und Politik an der Universiteit Maastricht (Niederlande) sowie der Waikato University (Neuseeland) studiert. Seinen Einstieg in die Energiewelt fand er dann im Beschaffungsportfoliomanagement bei der Trianel. Zwischenzeitlich leitete er dort auch die Abteilung Marktentwicklung Erneuerbare Energien.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)