Solar-Contracting – das Strom-Modell der Zukunft?
Contracting bedeutet nichts anderes als Kooperation, von der beide Partner profitieren. Im Bereich Solar-Contracting verpachten Unternehmen freie Dachflächen an ihren Energiepartner. Im Gegenzug installiert dieser die erforderliche Photovoltaik-Technik, übernimmt deren Finanzierung und Wartung. Den so eigens produzierten günstigen Solarstrom nutzen Unternehmen und Betriebe zur Eigenversorgung. Interessant ist dieses Modell vor allem, weil keinerlei Kapital eingesetzt werden muss. Dach gegen Anlage, so der vereinfacht ausgedrückte ‚Tausch‘ im Strom-Modell des Photovoltaik-Contractings.
Die Aufgaben des PV-Contractors (Energieunternehmen):
- Rechtliches, Gestaltung des Vertrags, Planung
- Finanzierung und Bereitstellung der Anlage und deren Technik
- Instandhaltung, Wartung, Betriebs-Verantwortung
Die Aufgaben des PV-Contracting-Nehmers (Unternehmen/Institution):
- Verpachtung eigener Dachflächen
- Pachtet die PV-Anlage vom Contractor
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?
Die wesentliche Grund-Voraussetzung sind ausreichend freie Dachflächen in Süd oder Ost-/West-Ausrichtung mit vollem Lichteinfall über den Großteil des Tages. Je größer die Dachflächen, desto ertragreicher die ‚Strom-Ernte‘. Die Gebäude- und Nutzungsart dagegen ist unerheblich. Schulen eignen sich dafür genauso wie Industrie- oder Bürogebäude, Hotels, Gewerbeparks und viele andere. Je nach Strombedarf wird die Solaranlage individuell den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Ziel ist, den eigenen Bedarf weitestgehend mit günstigem Solarstrom abzudecken. Die Folge: Unabhängigkeit von Fremdbezug und damit deutliche Senkung der Stromkosten – über Jahrzehnte hinweg konstant planbar.
Denkbare Einsatzmöglichkeiten:
- gewerblicher Bereich mit Strom-Spitzenlastzeiten
- kleine bis mittlere Nutzer von Industriestrom
- Büro-, Lagergebäude, Produktionshallen, Fabriken
- Logistiker, Einzelhandel, Schulen, Kindergärten, Altenheime, Hotels
Unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse
Intelligente Speichermöglichkeiten erweitern den Ertrag des Photovoltaik-Contracting. Sie sichern die Solar-Stromversorgung auch in Zeiten, wenn die Sonne nicht vom Himmel lacht oder wenn Spitzenlastzeiten nach mehr Strom verlangen als sonst. Welche weiteren Optionen dieses ganzheitliche Photovoltaik-Contracting bietet, zeigt nachfolgende Grafik.
Photovoltaik-Contracting als ganzheitliche Lösung
1 Umweltschutz
Sie erzeugen vor Ort nachhaltigen Ökostrom und tragen damit zum Gelingen der Energiewende bei
2 Unabhängig
Sie verbrauchen Ihren selbst erzeugten Strom direkt vor Ort!
3 Direktvermarktung
Sie vermarkten den überschüssigen Stroms aus Ihrer Solaranlage ab 100 kW Leistung.
Die Vorteile des Photovoltaik-Contracting:
- Technische und finanzielle Risiken liegen in den Händen des Contractors.
- Die Stromkosten werden gesenkt und lassen sich auf lange Sicht verlässlich planen.
- Nutzung modernster Technik, ohne selbst in diese zu investieren.
- Unabhängigkeit von Preisschwankungen und steigenden Energiepreisen.
- Aktiver eigener Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz durch weniger Co2-Ausstoß.
- Unternehmen, die die Energiewende aktiv mitgestalten, stärken ihr Image und ihre Marke.
Nach Ablauf der marktgängigen Pachtzeit von 18-20 Jahren kann der Contractingnehmer die Anlage gegen Anlagenwert übernehmen. So kann die Anlage 5-10 Jahre zu geringen Grenzkosten weiterbetrieben werden.
Energiekosten heute und in Zukunft
Blickt man auf die Stromkosten, hat der umweltfreundliche Strom aus Sonnenenergie längst die Nase vorn. Die Stromgestehungskosten befinden sich im Sinkflug. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE belegt in seiner vierten Auflage zur Studie von Gestehungskosten für Strom: Photovoltaik-Anlagen sind schon jetzt günstiger als fossile Kraftwerke.
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Fazit
Das Photovoltaik-Contracting ebnet Unternehmen und Institutionen den Weg, die Energiewende ohne Eigeninvest mitzugestalten und dabei gleichzeitig ihre Stromkosten erfreulich zu senken. Praktische Hürden sind in den wenigsten Fällen zu erwarten, da sich die meisten Dächer zur Anbringung von Solar-Technologie eignen. Die positiven Entwicklungen in der Photovoltaik-Technologie reduzieren Risiken auf ein Minimum und liegen gänzlich auf Seiten des Contractors.
Autor: Christoph Brodhagen
Christoph Brodhagen hat Maschinenbau mit der Fachrichtung Energie- und Wärmetechnik studiert und ist seit 30 Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Als Vertriebsingenieur bei der MVV Enamic GmbH widmet er sich der Umsetzung von Contracting-Lösungen für Geschäftskunden. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Energieeffizienz, KWK und Wärmeversorgung.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)