Die Dekarbonisierung, also die Reduzierung von CO2-Emissionen, ist für Unternehmen durchaus komplex. Das liegt daran, dass das Thema Energie meist viele Unternehmensbereiche betrifft. Zudem wirken entsprechende Maßnahmen oft nicht nur unternehmensweit, sondern auch sektorenübergreifend. Das heißt, sie beeinflussen unter anderem die Bereiche Strom, Gas, Wärme, Kälte und Mobilität.
Individueller Fahrplan für die Dekarbonisierung
Kein Unternehmen gleicht dem anderen – und ebenso individuell sind die Herausforderungen und Möglichkeiten auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Grundlage für die passenden Umsetzungsmaßnahmen bildet ein Transformationsplan, der auf die Bedürfnisse des einzelnen Unternehmens zugeschnitten ist. Er beschreibt den strategischen und ganzheitlichen Ansatz, den ein Unternehmen verfolgt, um seine Geschäftsprozesse in Einklang mit den Zielen der Klimaneutralität zu bringen. Durch die Umsetzung dieses Plans gewinnen Unternehmen nicht nur eine klare Perspektive, sondern stellen zudem sicher, dass sie auch in einer sich wandelnden Energielandschaft wettbewerbsfähig bleiben.
Gut zu wissen: Die Erstellung von Transformationsplänen ist im Rahmen der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) förderfähig. Dabei sind auch für große Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen Förderquoten von bis zu 50 Prozent und maximal 90.000 Euro möglich.
Reduktion macht den Anfang
An erster Stelle eines Transformationsplans steht die Reduktion. Danach folgt die Substitution und – wo Emissionen nicht vermieden werden können – die Kompensation.
Schritt 1: Reduktion
Am Anfang muss sich jedes Unternehmen erst einmal darüber klar werden, welche konkreten CO2-Reduktionsziele es sich unter Berücksichtigung der eigenen Situation (Beeinflussung durch den Markt, Kunden etc.) setzt. Des Weiteren muss es Transparenz über die eigenen Energieflüsse und -verbräuche und CO2-Emissionen herstellen. Das kann beispielsweise durch ein effektives Messkonzept und eine Energiemanagement-Software erfolgen, wie sie das Team der econ solutions bietet.
Emissionen können auch durch den Tausch von Erzeugungseinrichtungen reduziert werden, indem etwa alte Kälteanlagen durch neue, effizientere Anlagen ersetzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Umstellung auf eine effiziente LED- Beleuchtung. Darüber hinaus können sich für Industrieunternehmen große Einsparpotenziale durch frequenzumrichtergeregelte Elektromotoren oder durch das Orten und Beseitigen von Druckluftleckagen ergeben.
Schritt 2: Substitution
In diesem Schritt geht es darum, fossile durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Der Einsatz von Wärmepumpen sowie die thermische Nutzung von Biomasse und geeigneten Produktionsreststoffen oder von Wasserstoff sind Beispiele für klimaneutrale Energielösungen. Die Dekarbonisierung lässt sich auch mithilfe der Photovoltaik zur Eigenstromerzeugung, der Elektromobilität sowie mit Stromdirektlieferverträgen (Onsite-PPA/Offsite-PPA) vorantreiben.
Schritt 3: Kompensation
Der letzte Schritt ist die Kompensation nicht vermeidbarer CO2-Emissionen durch ausgewählte Ausgleichsmaßnahmen. Sie bildet den Abschluss einer nachhaltigen und erfolgreichen Transformation.
Mit einem Umsetzungsplan die Ziele erreichen
Ein entscheidender Schritt im Anschluss an die Erstellung eines Transformationsplans ist der Umsetzungsplan, der die Umsetzungsmaßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen langfristig aufzeigt. Hierbei wird die konkrete technische Umsetzbarkeit im Detail bewertet und konkretisiert. Darin werden technische Maßnahmen, wie beispielsweise die Installation von Strom-Eigenerzeugungsanlagen, Abwärmenutzung durch Hochtemperaturwärmepumpen oder die alternative Kälteerzeugung, bedarfsgerecht priorisiert und eine Analyse von Wechselwirkungen zwischen einzelnen Maßnahmen vorgenommen. Die isolierte Betrachtung einzelner Maßnahmen sollte vermieden werden, da dies dazu führen kann, dass Potenziale nicht gehoben werden können oder Mehraufwände entstehen.
Berücksichtigt man die Wechselwirkungen der einzelnen Maßnahmen und Technologien, lassen sich häufig Synergien nutzen. Ein Beispiel dafür sind Wärmepumpen. So reduziert eine Wärmepumpe bei der Nutzung des Wärmepotenzials aus einer Kühlturmanlage nicht nur die Wärmeerzeugungskosten, sondern gleichzeitig auch die notwendigen Aufwendungen und CO2-Emissionen für die Kühlwasserbereitstellung. Weitere Synergieeffekte erschließen sich, wenn zusätzlich zur Abwärme Strom aus Photovoltaikanlagen miteinbezogen wird.
Alternative Brennstoffe nutzen
Um ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen und ihre CO2-Emissionen deutlich zu senken, können Industrieunternehmen alternative Brennstoffe anstelle von Erdgas oder Erdöl zur Erzeugung von Prozesswärme einsetzen. Als biogene Festbrennstoffe werden hauptsächlich Reststoffe verwendet, also Biomasse, die sich zu anderen Zwecken als für die Verbrennung kaum eignet. Hierzu zählen etwa holzartige Biomasse (Landschaftspflegematerial, Waldrestholz etc.) und biogene Reststoffe (Trester, Nussschalen etc.). Unter den gasförmigen Brennstoffen kommt grundsätzlich beispielsweise Biomethan in Betracht – hier ist jedoch die meist eingeschränkte Verfügbarkeit zu berücksichtigen.
Aktuelle Förderprogramme und die CO2-Bepreisung machen biogene Brennstoffe oder den Einsatz von Wärmepumpen zunehmend wettbewerbsfähig. Die Förderquote bezogen auf die förderfähigen Investitionskosten ist abhängig von der Technologie und der Unternehmensgröße. Ein großes Unternehmen kann so z. B. für Wärmepumpen bis zu 40 Prozent (EEW-Modul 2) der förderfähigen Kosten erstattet bekommen, wenn die erzeugte Wärme mindestens zur Hälfte für betriebliche Prozesse genutzt wird. Darüber hinaus gibt es im Einzelfall weitere attraktive Fördermechanismen.
Jährlich 8.000 t CO2 und 90 Prozent Erdgas eingespart
Für die Dekarbonisierung stehen den Unternehmen viele Technologien und Möglichkeiten zur Verfügung. Deshalb ist es auf dem Weg zur Klimaneutralität umso wichtiger, individuelle Energielösungen zu finden, die zum Unternehmen passen. Das Beispiel von Olam Food Ingredients (ofi) zeigt, welche Vorteile eine ganzheitliche Umsetzung durch einen erfahrenen Energiedienstleister mit sich bringt.
Für den Mannheimer Kakaoproduzenten hat MVV eine innovative Dampferzeugungsanlage erstellt, mit der ofi die bei der Kakaoverarbeitung anfallenden Kakaoschalen direkt vor Ort anstelle von Erdgas zur Dampferzeugung nutzt. Durch die thermische Reststoffverwertung gewinnt die Firma heute 90 Prozent des benötigten Prozessdampfs auf diese Weise und reduziert seine CO2-Emissionen um 8.000 t jährlich.
MVV Enamic hat die neue Biomasseanlage im Rahmen eines Contracting-Dampfliefervertrags geplant und umgesetzt, zeichnete für die Finanzierung verantwortlich und sorgt auch für die Betriebsführung der Anlage. Die EEW unterstützte zum Zeitpunkt der Fördermittelbeantragung solche großen Biomasseanlagen noch mit bis zu 45 Prozent der förderfähigen Kosten. ofi erfüllte alle Kriterien und mit der Bewilligung der Fördermittel war die Biomasse-Kesselanlage in der Vollkostenrechnung annähernd gleichauf mit den Kosten einer gasbefeuerten Anlage.
Ganzheitliche Dekarbonisierung aus einer Hand
In der Energiewirtschaft gibt es derzeit viele Spezialisten für die einzelnen Fachgebiete und Technologien. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung Ihrer Dekarbonisierungsmaßnahmen ist jedoch ein übergreifendes Verständnis für die gesamte energetische Situation und die Ziele Ihres Unternehmens.
MVV steht Ihnen als renommierter Energiedienstleister mit ganzheitlicher Beratungs- und Umsetzungskompetenz zur Seite. In unserem MVV Unternehmensverbund profitieren Sie von einer Expertise in allen Bereichen der Energie und der Verknüpfung technischen und energiewirtschaftlichen Know-hows im Sinne Ihres Erfolgs. Sie erhalten von uns individuelle, klimaneutrale Energielösungen von der ersten Analyse bis zum fortlaufenden Betrieb – und darüber hinaus. Als ganzheitlicher Energiedienstleister haben wir viele Facetten sektorenübergreifend im Blick und können Ihnen als langjähriger Dekarbonisierungspartner eine wichtige Säule zum Erreichen Ihrer Klimaziele sein.
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Autor: Jan Mehlberg
Regionalleiter, Vertrieb Business-Kunden, MVV Enamic GmbH
Jan Mehlberg absolvierte ein Maschinenbaustudium mit der Fachrichtung Energietechnik an der TU Dresden. Bei der DNVGL betreute er als Engineer Versorgungsprojekte bei Stadtwerken und in der Industrie von der ersten Konzeptidee bis zur Bauleitung. Ab 2015 war er als Gruppenleiter Projektentwicklung für industrielle Medienversorgung aktiv. Seit Mai 2019 verantwortet er den Businesskunden-Vertrieb im Bereich Nord- und Ostdeutschland bei MVV Enamic.
Inhaltsverzeichnis
- Wärmeversorgung (13)
- Steuern und Abgaben (12)
- Energiemanagement (11)
- Dekarbonisierung (10)
- E-Mobility (9)
- Energiemessung (9)
- Energiebeschaffung Strom / Gas (8)
- Fördermittel und -programme (7)
- Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik (6)
- Photovoltaik (6)
- Rechenzentrum (6)
- Beleuchtung (5)
- Druckluft (5)
- Nachhaltigkeit (5)
- Wärmepumpe (5)
- Experten-Interview (4)
- Lastmanagement (4)
- Netzentgelte (4)
- Stromspeicher (4)
- Fernwärme (3)
- Power Purchase Agreement (3)
- Energieaudit (2)
- Wasserstoff (2)
- ISO 50001 (1)