Energiemarkt und die Coronakrise: Günstige Preise sichern – aber wie?

04.06.20 13:24 von Hendrik Heese

EnergiemarktGas, Strom, CO2-Zertifikate: Die Corona-Pandemie hat sich in den letzten Wochen stark auf die Preise im Großhandel ausgewirkt. Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Krise scheint zwar laut der IfW-Konjunkturprognose im Juni 2020 überwunden, doch die Unsicherheiten rund um Energiemärkte und Preisentwicklungen werden noch bis weit in das kommende Jahr hinein anhalten. Können Industrie- und Gewerbekunden jetzt mit einer weitsichtigen Einkaufsstrategie Kosten sparen?

Wie stellt sich die Preisentwicklung von Strom und Gas dar?

Die Coronakrise und die damit verbundene gesunkene Nachfrage nach Energie haben die Energiepreise an den Energiebörsen auf Talfahrt geschickt.

  • Gas: Die Überversorgung drückt den Gaspreis aktuell auf einen historischen Tiefstand. Die Gründe: Ein starker Rückgang der Nachfrage in Europa, der milde Winter, gut gefüllte Gasspeicher und eine somit insgesamt hohe Verfügbarkeit von Gas.
    Tendenz: Gas wird auf Jahressicht günstig bleiben, besonders falls es wieder einen milden Winter gibt.
  • Strom: Die Strompreise sind Mitte März um bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang gesunken. Das galt besonders für die monatlichen Lieferungen. Wesentlich verantwortlich hierfür waren die im Rahmen der CoViD-19-Pandemie gesunkene Industrieproduktion sowie die infolge dessen gefallenen Brennstoff- und CO2-Zertifikatepreise (KW13: -9,3 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren). Im Mai haben die Strompreise durch die in Aussicht gestellten Lockerungen und den etwas stabileren CO2-Preis leicht angezogen und bewegen sich aktuell eher seitwärts. Tendenz: weiterhin sehr volatil.

Energiemarkt_2020_GrafikTäglicher Stromverbrauch in Mrd. kWh

Wie entwickeln sich die Brennstoffpreise?

In welche Richtung sich der Strompreis entwickelt, wird wesentlich durch die Brennstoffpreise – Kohle, Gas und Öl – sowie die Preise für die CO2-Emissionszertifikate bestimmt. Strom kann nicht gelagert werden, er wird in dem Moment produziert, in dem er verbraucht wird. Veränderungen bei den Brennstoffkosten wirken sich deshalb sofort auf die Preisbildung am Spotmarkt aus.

  • Öl: Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn stark eingebrochen. Er lag Ende März über 50% unter den Werten zu Beginn des Jahres. Seit Ende April zeichnet sich eine leichte Erholung ab. Ausschlaggebend für den Absturz des Ölpreises waren zunächst der starke Nachfragerückgang in China, der Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland sowie der wirtschaftliche Teil-Shutdown in Europa und Teilen der USA. Tendenz: Der Ölpreis wird unter Druck bleiben.
  • Kohle: Die Preise am Steinkohlemarkt haben sich im Zuge der Covid-19-Pandemie im März um ein Viertel reduziert. Tendenz: weiter schwach.
  • CO2-Zertifikate: Der Produktionsrückgang in Europa hat auch den Markt für CO2-Zertifikatehandel stark getroffen. Die Preise fielen im März um rund 40 Prozent von gut 25 Euro pro Tonne CO2 auf einen Mindestpreis von zwischenzeitlich unter 15 Euro je Tonne. Seither hat eine leichte Erholung eingesetzt. Ein starker Rückgang der industriellen Nachfrage ist einer der Haupttreiber für den Preissturz.
    Tendenz: Die Erholung wird sich fortsetzen. Zum einen gewinnt der Optimismus zur wirtschaftlichen Entwicklung wieder die Oberhand, zum anderen könnte es durch die geringe Nachfrage auch zu einer Angebotsverknappung der CO2-Zertifikate kommen.

Wie geht es jetzt auf den Energiemärkten weiter?

Die wirtschaftliche Erholung wird den Prognosen zufolge schrittweise kommen. Rückschläge sind jederzeit möglich – sei es durch eine eventuelle zweite Corona-Infektionswelle oder andere Faktoren.

Es ist von weiterhin starken Preisausschlägen auszugehen. Besonders bis Ende 2020 dürfte diese Volatilität hoch bleiben.

Verpassen Sie nicht unser Webinar am 9. Juni um 09:00 Uhr. Dort zeigen wir Ihnen, wie sich der Strom- und Gaspreis weiterhin entwickeln wird und welchen Einfluss die Corona-Pandemie darauf nimmt.

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Wie können Industrie- und Gewerbekunden jetzt Kosten sparen?

Die absehbar großen Schwankungen und die Unsicherheit stellen energieintensive Unternehmen vor die Frage: Sollen sie jetzt „alles auf eine Karte“ setzen, um ihren künftigen Bedarf günstig zu decken? Oder zahlt es sich aus, die Einkaufszeitpunkte strategisch zu verteilen, um Risiken zu verringern?

Aktuell spricht vieles für die zweite Variante, also für ein Modell der strukturierten Beschaffung (Tranchen-Modell). Dabei decken die Unternehmen den Bedarf durch Teilkäufe (Tranchen) zu verschiedenen Zeitpunkten. Je mehr Tranchen, desto höher ist auch die Risikostreuung. Angesichts der Marktlage setzt dieses Modell eine umfassende Marktbeobachtung voraus. Energieunternehmen bzw. spezialisierte Dienstleister können dabei begleiten.

Strukturierte Strombeschaffung mit MVV.

Fazit

Unternehmen können sich gegenwärtig über deutlich günstigere Energiepreise freuen als noch vor einigen Monaten. Und vieles spricht dafür, dass die Nachfrage nach Strom und Erdgas längerfristig gedämpft bleiben wird. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus ähnlichen ereignisbezogenen Krisen, dass die wirtschaftliche Erholung kurzfristig und kräftig ausfallen kann. Unter dem Strich spricht vieles dafür, dass die Preise an den Energiemärkten weiterhin stark schwanken werden, getrieben von der jeweiligen Nachrichtenlage.

Um Kosten zu reduzieren, sollten Unternehmen ihre Beschaffungsstrategie überprüfen und auf die veränderte Marktlage ausrichten. Der richtige Beschaffungszeitraum kann entscheidend sein – ebenso wie ein beratungs- und umsetzungsstarker Partner für den Einkauf.

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Themen: Power Purchase Agreement

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Hendrik Heese

Autor: Hendrik Heese

Hendrik Heese ist seit 2019 als Leiter Portfoliohandel bei MVV Trading tätig. Davor arbeitete er in den Bereichen Controlling, Performance Management und der energiewirtschaftlichen Strategieberatung. Zu seinen Schwerpunkten gehören der Energiehandel, die Energiewirtschaft, die Geschäftsentwicklung und das Prozessmanagement.

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