Fachkräftemangel - und wie Sie ihn jetzt besiegen

26.07.18 12:21 von Esther Gensrich

FachkräfteDie Arbeitslosigkeit ist niedrig wie lange nicht, die Erwerbsquote steigt konstant (ZEIT ONLINE). Und trotzdem gehören Fachkräfteengpässe zu den täglichen Herausforderungen eines Geschäftsführers. Fachkräfte werden zunehmend zur Mangelware und 60 Prozent der Unternehmen sehen darin bereits heute ein Risiko. Nicht zu Unrecht, denn Fachkräfte stehen für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Erfolg. Doch worin liegen die Ursachen und noch viel wichtiger: Wie kann dem Problem begegnet werden?

Wie definiert sich Fachkräftemangel?

Wie der Gütermarkt wird auch der Arbeitsmarkt von Angebot und Nachfrage bestimmt. Da das Humankapital jedoch eine von vielen Aspekten beeinflusste Größe darstellt, ist der Arbeitsmarkt weitgehend durch ein Ungleichgewicht geprägt: Angebot und Nachfrage entsprechen sich nicht. Fachkräftemangel bezeichnet in diesem Zusammenhang den Zustand der Wirtschaft, in dem eine große Zahl an Arbeitsplätzen für in bestimmter Weise qualifizierte Mitarbeiter nicht besetzt werden kann, da diese sogenannten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt nicht verfügbar sind. Die Arbeitskräfte an sich sind vorhanden, es scheitert jedoch an der Passgenauigkeit und fehlenden Qualifikationen.

Wo liegen die Ursachen?

Es sind vor allem zwei Ursachen, die als Erklärung für den Fachkräftemangel herangezogen werden müssen, bringt es der Leiter der Personal- und Kulturentwicklung bei der MVV, Hans-Joachim Mayer, auf den Punkt: der demografische Wandel und die zunehmende Urbanisierung.

„Viele Unternehmen sind sich zwar ihrer Altersstruktur bewusst, haben jedoch die damit verbundene Qualifikationsstruktur nicht im Blick“, erklärt Mayer. Qualifizierte Mitarbeiter werden immer älter und geeigneten Nachwuchs zu finden ist oft schwierig. Für viele Betriebe ist es zudem zu zeitaufwendig, neue Fachkräfte selbst auszubilden. Gerade auf dem Bau, in der Elektro- und Metallbranche und in der Pflege zeigt sich diese Entwicklung. Wie stark Unternehmen vom Fachkräftemangel betroffen sind, ist jedoch nicht nur Branchen-, sondern auch Standort-abhängig. Gerade in den weniger beliebten östlichen und den wirtschaftsstarken südlichen Bundesländern fehlt es an Fachkräften.

Die Urbanisierung ist dagegen ein deutschlandweites Phänomen. Regionale Wanderbewegungen aus dem ländlichen in den urbanen Raum stellen für Unternehmen auf dem Land zunehmend eine Herausforderung dar. Gerade kleinen Firmen fehlen oft die Mittel, sich attraktiv für Arbeitnehmer zu machen oder Stellen offensiv zu bewerben. Zudem mangelt es häufig an Ideen, in der Region wirksam und sichtbar zu sein.

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Wo bestehen Fachkräftepotenziale?

Der Arbeitsmarkt hält, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, viel Potenzial bereit.

Das größte Beschäftigungspotenzial sieht das Bundesministerium bei Frauen, von denen viele in Teilzeit beschäftigt sind oder auf Grund der Betreuung ihrer Kinder oder von Familienangehörigen nicht am Arbeitsleben teilnehmen. Unternehmen sollten deshalb daran arbeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser zu ermöglichen und so dieses Potenzial auszuschöpfen.

Auch von älteren Mitarbeitern können Unternehmen profitieren, da sie einen hohen Erfahrungsschatz mitbringen. Mit einer altersgerechten Gestaltung der Arbeit, einer funktionierenden Work-Life-Balance, Weiterbildungsmöglichkeiten und einem aktiven Gesundheitsmanagement können Sie diese Bewerbergruppe für sich gewinnen.

Das Ministerium lokalisiert darüber hinaus großes Potenzial bei Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung. Unter Zuwanderern befinden sich häufig gut ausgebildete Fachkräfte. Und viele Arbeitskräfte mit Behinderung sind sowohl gut ausgebildet als auch kaum durch ihre Behinderung in der Arbeit eingeschränkt.

Genau wie Zuwanderer können verstärkt Auswanderer angesprochen werden. Denn viele deutsche Fachkräfte arbeiten zurzeit außerhalb Deutschlands.

Wie gewinne ich Fachkräfte für mein Unternehmen?

In der sich zuspitzenden Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt muss Ihr Unternehmen kreativ werden, um qualifizierte Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen. Je nach Altersgruppe gibt es dabei verschiedene Ansätze.

„Um die junge Generation für sich zu begeistern, ist ein überzeugender Internetauftritt mit einer aussagekräftigen Karriere-Seite mit visuellen Informationen zu Berufsbildern sowie Mitarbeitergeschichten unerlässlich“, weiß Hans-Joachim Mayer.

Ebenfalls im Internet sollte Ihr Unternehmen offene Stellen, Ausbildungs- und Studienplätze wie auch Praktika offensiv bewerben. Wichtig ist eine klar definierte Stellenbeschreibung – denn falsche Bewerber kosten Zeit und bei der Einstellung auch bares Geld. Die Ausschreibungen sollten Sie der Arbeitsagentur melden, so der Experte. Social Media kann bei der Online-Arbeit als Informationskanal ebenfalls hilfreich sein, da dort gerade die junge Zielgruppe viel Zeit verbringt. 

Für alle Altersgruppen relevant ist die Attraktivität des Unternehmens. Mitarbeiter wollen wertgeschätzt werden und schauen heute auf mehr als die Reputation des Unternehmens und ein gutes Gehalt.

„Alle Themen, die mit Familie und Beruf und Gesundheit zu tun haben, darf man nicht unterschätzen. Das sind sehr große Attraktivitätsmerkmale. In diesem Bereich kann auch ein kleines Unternehmen viel leisten“, so Hans-Joachim Mayer.

Die MVV bietet hier beispielsweise Beratungsangebote für den Kita-Platz des eigenen Kindes oder Pflegemöglichkeiten für Angehörige. Wichtig ist außerdem die richtige Mitarbeiterführung. Mit dieser motivieren Sie Ihre Mitarbeiter und diese können zu Multiplikatoren werden, die weitere Fachkräfte anziehen. Lesen Sie hier mehr über das Thema Mitarbeitermotivation.

Fazit

Die Universallösung für den Fachkräftemangel gibt es bisher nicht. Doch Sie als Geschäftsführer können in Ihrem eigenen Unternehmen maßgeblich dazu beitragen, seine Auswirkungen zu minimieren. Mit geeigneten Maßnahmen, die Ihre Attraktivität für Arbeitnehmer steigern, nutzen Sie vorhandene Potenziale und wirken dem Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen aktiv entgegen.

Werfen Sie auch einen Blick in unsere Rubrik „Trends und Wissenswertes“. Dort finden Sie auch interessante Beiträge zu neuen digitalen Arbeitsformen und anderen Digitalisierungsthemen.

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Esther Gensrich

Autor: Esther Gensrich

Esther Gensrich ist seit 2003 für die MVV Energie Gruppe tätig. Dort verantwortet sie aktuell im Business Development das strategische Marketing für Geschäftskunden. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung von zukunftsorientierten und digitalen Marketingkonzepten.

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