Contracting-Einsatzbereiche: So einfach sparen Sie Energie und Kosten

16.01.20 12:28 von Christoph Brodhagen

Contracting EinsatzbereicheImmer mehr Unternehmen und Kommunen setzen auf Energie-Contracting: Umsatz und Anzahl der abgeschlossenen Verträge sind 2018 erneut gestiegen. Rückenwind bringt das gestiegene öffentliche Interesse am Klimaschutz. Ein weiterer Pluspunkt: In vielen Bereichen gibt es Einsparpotenziale und damit Ansatzpunkte für Contracting-Lösungen. Erfahren Sie hier, für wen Contracting interessant ist und wo Sie damit viel Energie, Zeit und Geld sparen können.

Für wen kommt die Contracting-Anwendung in Frage?

Passende Contracting-Lösungen gibt es für gewerbliche und private Liegenschaften. Dasselbe gilt für öffentliche Gebäude von Bund, Ländern oder Kommunen: etwa Schwimmbäder, Kindergärten, Schulen und Verwaltungsgebäude. Auch für Mietwohngebäude und Hotels bietet sich Contracting an. Nicht zuletzt gibt es in der Industrie vielfältige Möglichkeiten, die Energie- und Medienversorgung mittels Contracting zu optimieren.

Grundsätzlich eignet sich Contracting, wenn die technischen Anlagen in die Jahre gekommen und darum nicht mehr effizient sind, nicht mehr zum Bedarf passen oder bereits teilweise defekt sind. Auch wenn die Versorgungssicherheit gefährdet ist, die Energie-, Wartungs- und Personalkosten ausufern oder eine Instandsetzung hoch investiv ist, kann eine Contracting-Lösung für Abhilfe sorgen. Zudem sollten die Energiekosten eine gewisse Größenordnung haben, damit sich der Aufwand für die Realisierung der Einsparungen rechnet.

Wo sind die Einsparpotenziale?

  • Industrie: In der Industrie gehen 64 Prozent des mechanischen Energieverbrauchs auf das Konto der sogenannten Querschnittstechnologien. Durch Energieeffizienzmaßnahmen könnten davon gut 35 Prozent eingespart werden – vor allem bei Pumpen (bis 70 Prozent), Motoren, Druckluft und Beleuchtung (bis 70 Prozent). Dazu kommt die Nutzung von Abwärme, hier liegt das Einsparpotential bei 36 Prozent.
  • Nichtwohngebäude: Fast 50 Prozent des CO2-Ausstoßes des deutschen Gebäudebestands gehen auf das Konto von Gewerbeimmobilien. Durch eine Verbesserung der Gebäudeenergieeffizienz ließen sich hier rund 102 Mio. Tonnen CO2 einsparen: viele Nichtwohngebäude wurden vor 1979 und damit vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut, Dämmung und Heizung entsprechen daher keinem Wärmeschutzstandard.
  • Wohngebäude: Heizen und Warmwasser verursachen ca. 50-70 Prozent der warmen Betriebskosten. Doch die Heizkosten werden vom Mieter getragen, und der Vermieter kann nur einen Modernisierungsanteil von 8 Prozent auf die Betriebskosten umlegen. Daher rechnen sich viele Sanierungen für den Investor nicht. Contracting kann der Schlüssel sein, um diesen gordischen Knoten zu durchtrennen.
  • Hotels: Hotels und Herbergen sind für den Ausstoß von etwa fünf Millionen Tonnen CO2 in Deutschland verantwortlich. Da sie oftmals rund um die Uhr geöffnet sind, verbrauchen sie viel Wärme und Strom. Durch gezielte Maßnahmen und besser eingestellte Anlagentechnik lassen sich hier viel Geld und Energie einsparen.

Für welche Bereiche ist Contracting interessant?

Industrie: Durch die Politik und das gewachsene Interesse der Verbraucher am Klimaschutz werden immer mehr produzierende Unternehmen gefordert die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein wichtiger Weg zu diesem Ziel ist die Energieeffizienz zu steigern und so den Energieeinsatz zu reduzieren. Mit der Vergabe von Energieeffizienz-Projekten an einen externen Energiedienstleister können Unternehmen dabei zugleich Kosten und Personalressourcen sparen. So können sich die Mitarbeiter auf das eigentliche Kerngeschäft konzentrieren. Durch die Maßnahmen werden außerdem die Anforderungen des Energiemanagements nach DIN ISO 50001 oder EDL-G erfüllt. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Contracting hilft dem Unternehmen die eigenen Energie- und Klimaschutzziele zu erreichen und diese durch das kontinuierliche Monitoring auch zu belegen.

Wohnungswirtschaft: In vielen Wohnungsgesellschaften sind die Investitionsmittel knapp und die personellen Ressourcen begrenzt. Die Anwendung von Contracting bringt daher viele Vorteile, denn das „Outsourcing“

  • senkt Energieverbrauch und -kosten sowie die CO2-Emissionen,
  • entlastet das Budget, da keine eigenen Investitionen nötig sind,

reduziert die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter, da sie nur einen Ansprechpartner für alle Aufgaben haben,

  • ermöglicht durch die Bündelung von Liegenschaften auch Maßnahmen umzusetzen, die sich für einzelne kleine Gebäude nicht rechnen.

Für welche technischen Lösungen lohnt es sich Contracting anzuwenden?

So verschieden die Anwendungsbereiche für Contracting sind, so unterschiedlich gestalten sich Art und Umfang der möglichen technischen Lösungen:

  • Beleuchtung: Rund 60 Prozent der Energie kann durch den Einsatz von LED- Beleuchtungsanlagen eingespart werden. Beim LED-Contracting erhalten Unternehmen alles aus einer Hand: vom individuell entwickelten Lichtkonzept bis zu Betrieb, Wartung und Instandhaltung. Weiterer Vorteil ist eine schnelle, umfassende, einheitliche Umsetzung und Realisierung der Einsparung vom ersten Tag, im Gegensatz zum häufig üblichen stückweisen Austausch von Leuchten im Rahmen der Instandhaltung. So können Beleuchtungsmaßnahmen auch im Rahmen von Energieaudit und ISO-Zertifizierung einfacher als Effizienzmaßnahme geltend gemacht werden.
  • Dampf: Mit einer Dampf-Contracting-Lösung können Betriebe die Dampferzeugung nachhaltig effizienter und kostengünstiger gestalten. Oftmals lassen sich dadurch bis zu 30 Prozent der Kosten einsparen.
  • Druckluft: Um bis zu 35 Prozent lässt sich der Energieverbrauch in vielen Unternehmen durch Druckluft-Contracting reduzieren. Das rechnet sich, denn Druckluft ist die teuerste Energieform.
  • Blockheizkraftwerk: Durch eine Stromeigenerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit BHKW-Contracting erlangen Unternehmen teilweise Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen und verbessern ihre Wirtschaftlichkeit durch die Verdrängung von Strombezug. Dabei lagern sie das Investitionsrisiko aus und können ihre Mittel an anderer Stelle einsetzen.
  • Solarenergie: Photovoltaik-Contracting ermöglicht es Betrieben, die Energiekosten und die CO2-Emissionen durch eine eigene regenerative Stromerzeugung zu senken und so aktiv in die Energiewende einzusteigen. Die Finanzierung und Instandhaltung der Photovoltaik-Anlage übernimmt der Contracting-Partner. Er vermarktet auch den Überschussstrom.
  • Heizkessel: Durch das Heizkessel-Contracting können beispielsweise Liegenschaften oder Krankenhäuser an eine neue Heizung kommen, ohne selbst investieren und planen zu müssen.

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Fazit

„Energie, die ich einspare, muss ich nicht bezahlen“. Diese Erkenntnis lässt sich in vielen Unternehmen und Kommunen durch Contracting umsetzen. Der Vorteil: Wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Energiesparmaßnahmen lassen sich so auch ohne den Einsatz von eigenem Kapital und Personal realisieren. Ein Contractor plant und realisiert die Effizienzmaßnahmen, finanziert diese, kümmert sich um die Wartung und Instandhaltung der Anlagentechnik. Er sorgt als langfristiger Partner für eine kontinuierliche Verbesserung der Energie- und Medienversorgung und unterstützt aktiv bei der Anpassung an sich immer häufiger ändernden energiepolitischen Rahmenbedingungen.

Kurz: Eine Win-Win-Situation, von der auch die Umwelt profitiert.

Themen: Power Purchase Agreement

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Christoph Brodhagen

Autor: Christoph Brodhagen

Christoph Brodhagen hat Maschinenbau mit der Fachrichtung Energie- und Wärmetechnik studiert und ist seit 30 Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Als Vertriebsingenieur bei der MVV Enamic GmbH widmet er sich der Umsetzung von Contracting-Lösungen für Geschäftskunden. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Energieeffizienz, KWK und Wärmeversorgung.

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